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Deutschlands Sportverbände: Es ist Zeit für Reformen
Deutschlands Sportverbände und ihre Funktionäre stehen unter Druck. Was früher gut war, reicht heute längst nicht mehr. Um den veränderten Anforderungen gerecht zu werden, fühlen sich viele Verbände gedrängt, ihre Organisationsstrukturen umzubauen. So auch der DOSB. Reformwillige stoßen jedoch auf etliche Probleme und Hürden. Für das Fachmagazin SPONSORs habe ich diese ausfindig gemacht und nach Lösungsansätzen gesucht. Ein komplexes Thema, das einen gewissen Raum, eine gewisse Länge benötigt, um es angemessen beleuchten zu können. So viel als Warnung vorweg.
Ende Mai in einem Leipziger Hotel: Auf der kleinen Bühne eines inzwischen fast leeren, langgestreckten Saals steht Alfons Hörmann und beantwortet Fragen. Dies tut der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) in einer Ausführlichkeit, die einigen der ihn umringenden Journalisten schon fast zu weit zu gehen scheint. Dabei hat er selbst am gleichen Tag noch einiges vor. Nach der soeben zu Ende gegangenen Bundestrainerkonferenz will Hörmann nach Nürnberg, um sich dort erst den Bundesstützpunkt Taekwondo anzusehen und dann an einer Benefizveranstaltung der bayerischen Sportstiftung teilzunehmen. Darauf angesprochen, dass das ja ein beachtliches Tagesprogramm sei, meint der 53-Jährige, er habe schon bei seiner Wahl im Dezember gesagt, er wolle viel reisen. Nur direkt vor Ort könne er sich schließlich ein umfassendes Bild vom DOSB, seinen Strukturen und Mitgliedern machen.
Der große Einsatz kommt in den Reihen des DOSB gut an, immer wieder hört man von den Sportfachverbänden oder Landessportbünden Lob. Was der Hörmann da im ersten Halbjahr seiner Präsidentschaft für ein Programm abspule – so etwas habe man noch nicht erlebt.
Unausgesprochen bleibt die Frage, wie er das neben seiner eigentlichen Arbeit schafft. Hörmann leitet hauptberuflich als Geschäftsführer der Hörmann Gruppe ein führendes Unternehmen der Baustoffbranche mit rund 3500 Mitarbeitern und etwa 590 Millionen Euro Umsatz. Zudem sitzt er in mehreren Aufsichtsräten und Beiräten mittelständischer Unternehmen. Die DOSB-Präsidentschaft ist nur ein Ehrenamt. Eigentlich. Denn was Hörmann leistet, lässt sich ganz sicher nicht mehr mit der ursprünglichen Idee vom Ehrenamt in Einklang bringen.
Veränderte Anforderungen an Verbände
Hörmann ist nicht der Einzige, der im Dienste des Sports ein enormes Pensum leistet. Auch bei vielen anderen ehrenamtlichen Sportfunktionären ist das so. Weil von überall an ihnen gezogen und gezerrt wird. Die Anforderungen an einen Sportverband haben sich in den vergangenen Jahrzehnten fundamental geändert. Und noch sind es in aller Regel Ehrenamtliche wie Hörmann, die hauptverantwortlich versuchen, dass ihr Verband auf Kurs bleibt und nicht untergeht.
Heutzutage kann sich etwa kein Verband mehr erlauben, sich nicht intensiv mit den Neuen Medien auseinanderzusetzen. Die rechtlichen Anforderungen zum Beispiel im Steuerrecht haben sich erhöht, der Kampf gegen Doping ist mit deutlich mehr Aufwand verbunden, die öffentliche Hand verlangt mehr Nachweise und Kontrolle für ihre Zuschüsse und letztlich sind auch die Ansprüche der Sponsoren gestiegen. Die erwarten mehr Professionalität, schnellere Entscheidungen und vermehrt eine Gegenleistung für ihr Geld.
Generell macht den Verbänden zu schaffen, dass die Gesellschaft zunehmend von einem Kosten-Nutzen-Denken durchsetzt wird. Es wird mehr analysiert und bewertet, ob sich Leistung und Gegenleistung die Waage halten. Dazu passt, dass viele Sportvereine Mitglieder an kommerzielle Anbieter etwa an Fitnessklubs verlieren, die mit auf das Zielpublikum zugespitzten Angeboten ernsthafte Konkurrenz für die traditionellen Sportvereine im Ort sind. Auch zahlende, aber nicht aktive Mitglieder in Sportvereinen, die sogenannten ruhenden Mitglieder, sind kontinuierlich weniger geworden. Generell sinkt die Anzahl der Vereinsmitglieder stetig, nicht nur im Sport: Sind 1990 noch 62 Prozent der Bundesbürger Mitglied in wenigstens einem Verein gewesen, war dies im Jahr 2000 bereits mit 53 Prozent nur noch eine knappe Mehrheit. Aktuell geben laut der Stiftung für Zukunftsfragen lediglich 44 Prozent der Deutschen an, eine Vereinsmitgliedschaft zu besitzen.
Die Sportsoziologie spricht bereits von der Transformation der Sportvereine als einstmalige Interessensgemeinschaften hin zu Leistungsorganisationen. Statt gemeinsam Sport zu treiben, hat sich der Hauptzweck vieler Sportvereine und Verbände dahingehend gewandelt, dass man organisierten Sport und damit eine Leistung anbietet. Ein gedanklicher Paradigmenwechsel, der unumkehrbar scheint und auf den die Vereine und Verbände dringend reagieren müssen.
„Großer Reformstau“
Jedenfalls müssten sie endlich reagieren, vielfach wurde aber genau das aber verschlafen. Nicht nur der Vorstandsvorsitzender des Landessportbundes Nordrhein-Westfalen (LSB NRW), Christoph Niessen, sagt, es gebe einen „großen Reformstau“ bei vielen deutschen Sportverbänden. Die Forschung kommt zu einem ähnlichen Ergebnis. Die Sportsoziologen Ansgar Thiel und Heiko Meier stellten bereits vor zehn Jahren fest: Selbst vor dem Hintergrund gesellschaftlichen Wandels bestehe für Sportorganisationen offenbar „grundsätzlich kein Muss, sich zu verändern“.
Mittlerweile hat sich das Anforderungsprofil für Verbände weiter zugespitzt und so langsam scheint das Interesse an Reformen dann doch merklich anzusteigen. Die Führungs-Akademie des DOSB verzeichnete einen kontinuierlichen Anstieg des Bedarfs seitens der Verbände an Beratung im Bereich Strategie- und Organisationsentwicklung. Allein 2012 beriet die Führungs-Akademie neun Spitzenverbände, drei Landessportbünde, sechs Landesfachverbände, zwei Verbände mit besonderen Aufgaben und zwei Jugendorganisationen.
In diesem Jahr bot die Führungs-Akademie erstmals eine berufsbegleitende Ausbildung zum „DOSB-Verbandsmanager“ an – um den ehrenamtlichen Sportfunktionären bei den gestiegenen Anforderungen zu helfen. Der Lehrgang kam so gut an, dass im Oktober bereits der zweite Lehrgang startet. Die Direktorin der Führungs-Akademie, Gabriele Freytag, sagt zur gestiegenen Nachfrage nach Beratung: „Oft wird vor der Amtsübernahme überschätzt, was an einem Ehrenamt in einem Sportverband alles dranhängt.“ Tatsächlich werden Managementqualitäten gefordert, aber auch eine hohe kommunikative Leistung. Und fundierte Sportkenntnisse werden sowieso vorausgesetzt. Doch selbst wenn der oder die Ehrenamtliche alle Qualitäten mitbringt, stoßen Viele schnell an ihre Grenzen. „Der zeitliche Aufwand ist sehr hoch und die Erwartungen an die Ehrenamtlichen sind oft überzogen“, konstatiert Freytag.
Hauptamtlichkeit statt Ehrenamt?
Immer wieder wird diskutiert, ob Ehrenamtlichkeit in den Führungspositionen der Sportverbände wirklich noch eine gute Idee ist. „Es wird immer weniger Menschen gelingen, den Anforderungen eines Spitzenamts in einem Sportverband gerecht zu werden“, glaubt etwa Markus Buchberger.
Unterstützung für diese These erhält der Rechtsanwalt und Professor für Sportrecht sowie Gründer einer Personalberatungsagentur aus der Statistik: Konnten sich die Deutschen seit den 70er-Jahren kontinuierlich über mehr Freizeit freuen, ist mittlerweile eine Tendenzumkehr zu erkennen. Der Arbeitsaufwand im Beruf – neu-deutsch „Workload“ – wird in vielen Fällen immer größer.Hinzukommt, dass viele Frauen einen großen Teil der Hausarbeit und Kindererziehung an die Väter abgeben, die dementsprechend nicht mehr so viel Zeit haben, sich in Vereinen zu engagieren als das beispielsweise noch in den 60er-Jahren der Fall war. Laut der Stiftung für Zukunftsfragen hatten die Deutschen 2013 im Durchschnitt 3 Stunden und 49 Minuten Freizeit pro Werktag – fast eine Viertelstunde weniger als noch 2010.
Aufgrund der veränderten Bedingungen meint nicht nur Buchberger: „Hauptamtlichkeit wäre die ehrlichere Lösung.“ Zumindest solle man überlegen, gewisse Aufgaben an Hauptamtliche abzugeben, beispielsweise auch an ausgegliederte Tochtergesellschaften. Für letztere Idee gibt es bereits erste Beispiele. Etwa die Deutsche Sport Marketing (DSM), die als 100-prozentige Tochter der Stiftung Deutscher Sport, die wiederum vom DOSB ins Leben gerufen wurde, die Gesamtvermarktung des DOSB übernommen hat.
Zur Idee „Hauptamtlichkeit statt Ehrenamt“ gibt es keine bekannten Beispiele. Dafür aber jede Menge Vorbehalte. Auch wenn sich die Sportverbände zur Erkenntnis durchringen, dass sie ihre Ressourcen mittels verbesserter Koordination effizienter einsetzen und sich vermehrt an modernen betriebswirtschaftlichen Modellen und Instrumenten orientieren müssen – also zum Beispiel Zielvereinbarungen, Controlling, Qualitätsmanagement und Marketing einführen müssen – so sind und bleiben Sportverbände nach wie vor Freiwilligenvereinigungen mit einem grundsätzlichen Non-Profit-Verständnis. Ein Verband ist eben nicht originär gegründet worden, um Geld zu verdienen. Schon deswegen ist ein Verband nicht mit einem Unternehmen gleichzusetzen und nur bedingt vergleichbar. „Der organisierte Sport hat als Basis die Vereinsgemeinschaft“, sagt Freytag von der Führungs-Akademie des DOSB. Die Gemeinschaftlichkeit dürfe nicht einem an wirtschaftlichen Maximen ausgerichteten Denken weichen: „Sonst bricht alles auseinander.“
Deswegen ist die Idee von „Hauptamtlichkeit statt Ehrenamt“ auch zu kurz gedacht. Ein hauptamtliches Präsidium in einem Sportverband etwa kann sich Niessen vom LSB NRW nicht vorstellen. „Das würde nicht funktionieren.“ Was Niessen damit auch meint: Ein Hauptamtlicher verfügt nicht über den Vorteil eines gewählten, ehrenamtlichen Spitzenmannes wie Alfons Hörmann beim DOSB. Dieser hat mit seiner Wahl eine breite Legitimation von den Mitgliedern erhalten. „Ehrenamtliche können viel besser und glaubwürdiger für eine Bindung zwischen Führung und den anderen Mitgliederstrukturen sorgen“, ergänzt Freytag von der Führungs-Akademie. Abwehrhaltung und Blockade sind vorprogrammiert, wenn ein per Stellenausschreibung gefundener Hauptamtlicher – und damit jemand ohne demokratische Legitimation – den Mitgliedern Vorgaben machen würde.
Hürden erschweren Reform
Die Praxis zeigt: Selbst bei einem gewählten Präsidenten ist die Gefahr der Abwehr oder des Ignorierens groß. Das kann man auch sehr gut erahnen, wenn man die aktuellen Vorgänge beim DOSB beobachtet. Immer wieder hatte Alfons Hörmann seit seiner Wahl im Dezember bei der Mitgliedervollversammlung in Wiesbaden angemahnt, man müsse das Bisherige überprüfen und auch abklopfen, ob die bisherigen Strukturen noch zweckmäßig sind.
Bei einer Rede in Köln vor wenigen Wochen sagte Hörmann, er betrachte auch die Strukturen mit Landessportbünden und Fachverbänden, mit Olympiastützpunkten und anderen Leistungszentren und Instituten skeptisch. „Sind sie wirklich so aufeinander abgestimmt, dass wir von einer ganzheitlichen Förderung sprechen können?“, fragte Hörmann – rein rhetorisch muss man hinzufügen. Denn jeder kennt oder ahnt zumindest die Antwort: Die Struktur zur Förderung des olympischen Leistungssports kann ganz sicher untereinander besser abgestimmt werden.Beispielsweise müsste wenigstens mal hinterfragt werden, ob es wirklich sinnvoll ist, dass es an 12 der insgesamt 17 Bundesstützpunkten für Leichtathletik eine Schwerpunktlegung Sprint gibt. Obwohl die Erfolge von deutschen Athleten in Sprint-Wettkämpfen als ziemlich überschaubar zu bezeichnen sind. Warum nimmt man sich nicht stattdessen mehr ein Beispiel an Großbritannien, die im Vorfeld der Olympischen Spiele 2012 in London den Fokus ihrer Förderung auf Disziplinen gelegt haben, bei denen die Erfolgsaussichten tendenziell höher standen als bei Deutschen im Sprint?
Derartige Überlegungen rufen im Nu Abwehrreaktionen hervor. Womit die erste Hürde benannt ist, auf die Reformwillige bei Sportverbänden – und eben wohlgemerkt nicht nur beim DOSB – treffen werden. Natürlich sind Ehrenamtliche mehr oder weniger stolz darauf, was sie in ihrem Verband bereist geleistet haben und verteidigen das Bisherige gegenüber jeglicher Kritik – auch aus Gründen der Eigenmotivation und zum Schutz des Selbstbildes. Dieser automatische Abwehrmechanismus ist durchaus hilfreich. Andernfalls würden die Verbände unter einem ständigen Wechsel und Neuerungen sowie zu wenig Konstanz leiden, wenn immer sofort aufgrund von externer Kritik vermeintliche Optimierungen vorgenommen werden würden. Es ist also menschlich und nicht per se schlecht, dass man Bestehendes eher nicht anzweifelt oder mal eben aufgibt.
Es gilt aber eine Balance zu finden: Auch wenn Vieles in einem Verband aufgrund konstant bleibender Erwartungen der Mitglieder nicht verändert werden darf, so muss es dennoch Raum für Veränderungen geben. Dafür ist viel Überzeugungskraft von Nöten. Damit der Wille zum Wandel aus dem Inneren des Verbandes kommt und nicht wie ein Fremdkörper aufgepflanzt wirkt.
Verbandstypische Probleme
Die Mechanismen kennt auch Alfons Hörmann. Der DOSB-Präsident wird nicht müde, zu betonen, dass er Neuerungen nur gemeinsam und im Austausch durchführen will. Dieses Vorgehen ist auch durch die Satzung begründet: Aufgrund des Zustimmungsvorbehalts der Mitglieder müssen Reformentscheidungen in jedem Verband von der Mitgliederversammlung beschlossen werden. Die Verbandsspitze verfügt also nicht zwingend über souveräne Entscheidungsfreiheiten. Hörmann kann nicht so schalten und walten wie in seinem eigenen Unternehmen, der Hörmann Gruppe.
Stattdessen muss er zumindest den Anschein des für Verbände typischen „Bottom-up-Prozesses“ wahren. Dass also verbandsinterne Entscheidungen und Veränderungen auf eine von allen Mitgliedern getragene Basis gestellt werden. Und nicht wie in der Wirtschaft „Bottom-down“, also von oben herab, verordnet werden können. Dass es nur um das Wahren des Anscheins geht, liegt in den Automatismen der Praxis begründet: Zwar wird die Mitgliederversammlung bei Reformentscheidungen befragt, sie tritt jedoch nur einmal jährlich zusammen, weshalb schnelle Reaktionen nur bedingt möglich sind – ebenfalls ein Problem für den Abbau eines Reformstaus.
Die Mitgliederversammlung als Kontrollinstanz entscheidet zudem lediglich punktuell. Permanente Kontrolle ist somit nicht gewährleistet. Dies führt zu einem Informationsgefälle zu Gunsten des Führungsgremiums und damit zu einer Machtverschiebung. Denn eigentlich ist laut Satzung die Mitgliederversammlung das wichtigste Organ eines Vereins oder Verbands. In der Praxis sind jedoch bei Mitgliederversammlungen aufgrund der großen Teilnehmerzahl und der begrenzt verfügbaren Zeit ausführliche Diskussionen und eine Überprüfung von Beschlussvorlagen durch die Delegierten kaum möglich. Meistens läuft es so, dass Beschlüsse auf Initiative des Führungsgremiums von Arbeitskreisen, Ausschüssen oder Beiräten vorbereitet werden und diese dann zur Abstimmung der Mitgliederversammlung vorgelegt werden. Dabei wird in aller Regel auch nur ein Vorschlag zur Abstimmung vorgelegt und nicht auch noch eine mögliche Alternative.
Wenn nun also Alfons Hörmann bei seiner Wahl bekannt gab, er werde sich die Strukturen des DOSB genauer anschauen, dann birgt das durchaus gewisse Risiken für den Reformprozess des DOSB. Durch die Fokussierung auf das Präsidium, das heißt auf eine Gruppe von wenigen Personen, kann es leicht zu Fehlentscheidungen kommen, weil die Wenigen nicht das große Ganze des Verbandes überblicken können.
Die verteilte Intelligenz gilt es zu nutzen
Der Sportsoziologe Marcel Fahrner schreibt in einem Aufsatz über Strukturveränderung von Sportverbänden: „Fehlen Mechanismen und Verfahren, die verteilte Intelligenz im Verband zu nutzen, gehen wichtige Ideen, Erfahrungen, Problemlösungen und Innovationen verloren.“ Durch die strukturellen Bedingungen der Verbandsgremien, die durch informale Regelungen und intransparente Kommunikationswege charakterisiert seien, würde es ferner einzelnen Meinungsführern gelingen, ihre persönlichen Überzeugungen zu relevanten Themen im Verband zu machen und Entscheidungsprozesse wesentlich zu beeinflussen, so Fahrner weiter.
Dies habe für den Verband zwar den Vorteil, dass Initiativen überhaupt entstehen und intern auch forciert werden können. Problematisch sei dabei allerdings, dass Veränderungsziele weitgehend von persönlichen Ansichten abhängen. Wirklichkeitsbeschreibungen und Problemsichten Einzelner seien jedoch selten allgemein gültig und ein Einzelner sei auch kaum in der Lage bei einem derart komplexen Konstrukt wie einem Sportverband eine systematische Analyse durchzuführen.
Wenn Hörmann bei seiner Wahl im Dezember sagt, er fühle sich gut präpariert für die neuen Herausforderungen unter anderem durch seine langjährigen beruflichen Erfahrungen in Führungspositionen und Aufsichtsratsgremien traditioneller Mittelständler, dann muss befürchtet werden, dass der neue DOSB-Präsident die Risiken seines Vorgehens und auch die grundsätzlichen Unterschiede zwischen einem Unternehmen und einem Sportverband verkennt. Insbesondere bei einem monströs großen Verband wie dem DOSB mit 98 Mitgliedsverbänden könnten Versuche, verbandsinterne Akzeptanz von Verbandsentscheidungen zu erzwingen, leicht von den Landesverbänden und deren regionalen Untergliederungen ausgehebelt werden: durch Ignoranz, Verweis auf landesspezifische Besonderheiten oder fehlende Gelder.
Externe Berater können besser Schwächen aufzeigen
Immerhin will sich Hörmann und der DOSB von der Führungs-Akademie beraten lassen. Was nicht nur bei der Analyse helfen kann, sondern auch dabei, unangenehme Probleme offen anzusprechen. Die eher extern angesiedelte Führungs-Akademie kann weniger Rücksicht auf Befindlichkeiten nehmen als ein Präsident wie Hörmann.
Sportsoziologe Fahrner empfiehlt unabhängig davon die Einführung einer Datenbank, auf die alle Verbandsmitglieder Zugriff haben und die es ihnen ermöglicht, Verbandsentscheidungen nachzuvollziehen. Also etwa in Form von Intranets, Wiki-Plattformen oder internen Weblogs.
Teil 2 des Artikels gibt es hier zu lesen (mehr als diesen ersten Text-Brocken wollte ich dem geneigten Leser nicht auf einmal vorsetzen).
(Bildquelle: Petra Bork / pixelio.de)
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3 Antworten auf “Deutschlands Sportverbände: Es ist Zeit für Reformen”
Trackbacks and Pingbacks
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15. Juli 2014 at 13:26
[…] Text ist zusammen mit Teil eins als Titelthema der aktuellen Ausgabe von SPONSORs erschienen. Das DOSB-Präsidium ist gerade dabei, […]
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Hi – mal ne Frage? Kennen Sie ein Dachverband oder Modelle aus der “Wissenschaft”, die vorsehen, dass normale Vereine im Dachverband als Mitglied aufgenommen werden …zusätzlich zu den einzelnen Landesverbänden ?!
Gruss
KC
Also so ganz kann ich den Sinn der Frage leider nicht erkennen, da ein Landesverband ja schließlich die Aufgabe hat, die normalen kleinen Vereine in seinem Land im Dachverband, also auf Bundesebene, zu vertreten. D.h. es macht eigentlich keinen Sinn, einem normalen Verein das gleiche Stimmrecht zu geben (und darum geht es ja wohl) wie einem Landesverband. Denn dann bräuchte es den Landesverband ja nicht mehr. Insofern glaube ich nicht, dass es solch ein Modell gibt.
Es sei denn der Verein ist kein normaler Verein, sondern ein Verein, der besondere Aufgaben hat oder sonstwie eine Sonderrolle einnimmt – ähnlich wie die dsj beim DOSB. Oder es war schon immer so, ist also historisch so gewachsen.
Generell entspricht das aber wie gesagt nicht dem demokratischen Aufbau und ein Landesverband wäre damit überflüssig.
Beste Grüße
Tobias Kuske