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VfL Wolfsburg: Aktionen für Vielfalt
Bei dem Begriff Nachhaltigkeit denken Viele erstmal und vor allem an Umweltschutz. Ein ebenfalls wichtiger Aspekt ist sozial und gesellschaftlich verantwortliches Handeln und Wirken. Etwas, was für einen Sportverein mit seinen Sportangeboten naturgegeben nah ist. Ein Profi-Sportclub kann und sollte darüber hinaus Maßnahmen ergreifen. Einige Clubs machen dies bereits vorbildhaft. Ein Beispiel ist (erneut) der VfL Wolfsburg.Die Ermöglichung von gemeinschaftlichen Sporttreiben ist bereits eine große und wertvolle gesellschaftliche Aufgabe. Auch das massenhafte Zusammenkommen von Menschen bei einem Spieltag eines Bundesligisten kann als Möglichmachung von gesellschaftlichem Kit und Chancen des persönlichen Austausches und Kontaktes verstanden werden.
Zudem kann ein Fußballstadion als Wahrzeichen und damit als Identifikationsobjekt für die Einwohner einer Stadt dienen. Es kann somit sogar positiv das Selbstbild eines Einwohners beeinflussen. Als „moderne Kathedralen“ wurden die heutigen Stadien schon bezeichnet. Zu all diesen sozialen, gesellschaftlichen Implikationen und ihren tangierenden Aspekten gibt es eine Reihe von wissenschaftlichen Aufsätze. Auf die soll hier aber nicht näher eingegangen werden. Vielmehr soll beschrieben werden, was deutsche Profi-Sportclubs tun, um ihrer sozialen, gesellschaftlichen Verantwortung nachzukommen. Fußball-Bundesligisten haben durch ihre permanente mediale Präsenz und ihr tendenziell positives Image eine hohe Strahlkraft und können so relativ leicht auf gesellschaftlich wichtige Themen aufmerksam machen.
Der VfL Wolfsburg setzt mit Projekten wie den sogenannten VfL-Vielfaltswochen oder der „Wolfsburger Schule für Vielfalt“ setzt Zeichen für Vielfalt und gegen Intoleranz. Seit der Saison 2014/15 initiiert der VfL gemeinsam mit dem Fanprojekt der Stadt Wolfsburg und vielen Projektpartnern diverse Inklusions- und Integrationsprojekte in den VfL-Vielfaltswochen. Meist über rund drei Wochen wird einmal jährlich versucht, in der Stadt und an der Volkswagen Arena Menschen mit unterschiedlicher Herkunft und unterschiedlichen Fähigkeiten zueinander zu bringen. Sie sollen die Möglichkeit erhalten, miteinander ins Gespräch zu kommen, um verschiedene Kulturen und Lebensumstände kennenzulernen und die Vorteile der Verschiedenartigkeit schätzen zu lernen. Durch die Vielfaltswochen sollen Themen wie Toleranz, gegenseitiger Respekt sowie Weltoffenheit in den Fokus rücken.
Blindenfußball, Integrationsturniere, Wanderausstellung, Theater, Workshops, etc.
Dafür wurden ab 2014/15 diverse Aktionen durchgeführt wie beispielsweise die Möglichkeit, neue Sporterfahrungen zu sammeln durch zum Teil noch unbekannte inklusive Sportarten wie Blindenfußball oder e-Fußball (Fußball in Elektrorollstühlen). Zudem wurden Integrationsturniere durchgeführt, Trainingseinheiten für Menschen mit Behinderungen organisiert, eine Wanderausstellung „Gemeinsam gegen Rechtsextremismus“ des Verfassungsschutzes Niedersachsen im Nordkurvensaal der Volkswagen Arena gezeigt, es gab Poetry Slams, ein Theaterstück zur Gewaltprävention, ein E-Gaming-Fußballturnier für Geflüchtete, Kochabende für Menschen mit Fluchthintergrund oder Workshops zu Rassismus und Diskriminierung.
Des Weiteren gab es Aktionen wie das Beleuchten der Volkswagen Arena in Regenbogenfarben oder Eckfahnen in den symbolischen Farben für Vielfalt am abschließenden Aktionsspieltag. Das Frauen- und Männerteam des VfL lief jeweils in einem Sondertrikot mit einem regenbogenfarbenen Brust-Aufdruck („#Vielfalt“) auf oder einem regenbogenfarbenen Volkswagen-Logo und einem bunten #Vielfalt-Schriftzug im Nacken. Zudem spielen alle Spielführerinnen und Spielführer der VfL-Mannschaften aller Altersklassen seit August 2018 mit einer Regenbogen-Kapitänsbinde. Und auch die Regenbogen-Eckfahnen gehören seit März 2021 zum festen Bestandteil eines jeden Spieltages.
Wolfsburger Schule für Vielfalt
Ende Mai 2019 startete der Bundesligist dann gemeinsam mit dem Fanprojekt der Stadt Wolfsburg das Bildungsprojekt „Wolfsburger Schule für Vielfalt“. Das Ziel ist dabei, dass sich Schülerinnen und Schüler aller Schulformen ab der neunten Klasse nachhaltig mit den Themenschwerpunkten Zivilcourage, gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit sowie Sexismus und Homophobie auseinandersetzen und sensibilisiert werden. Ausgewählte Klassen nehmen im ersten Halbjahr des Schuljahrs an mindestens drei verschiedenen halbtägigen Workshops zu Vielfalts-Themen teil: beispielsweise zum Thema „Vorurteile überqueren“, „Steh auf! Für Zivilcourage“, „Fußball ist behindert!“ oder „Antisemitismus im (Schul-)Sport aktiv entgegentreten“.
Im zweiten Schuljahr wird ein themenbezogenes Projekt geplant und umgesetzt – dabei wird auf Angebote der Partnerorganisationen zurückgegriffen oder eine eigene Idee entwickelt. Nach erfolgreicher Durchführung erhalten die Schulen das Siegel „Wolfsburger Schule für Vielfalt“. Abschließend findet ein inklusives, stadtweites Abschlussturnier mit allen Projektschulen statt sowie ein „Markt der Möglichkeiten“.
Kooperation mit 18 Partnerorganisationen
Das Alles klingt recht aufwendig und sicher kaum von kleineren Clubs zu stemmen. Konkret abzuschätzen sit der personelle Aufwand für die Vielfaltswochen jedoch schwer. Der VfL hat eine CSR-Abteilung mit fünf Vollzeitstellen, die sich um alle CSR-Themen des Bundesligisten kümmern und bei Aktionen wie den Vielfaltswochen mit Partnerorganisationen kooperieren. In der CSR-Abteilung ist eine Mitarbeiterin in Vollzeit für das Thema Vielfalt zuständig. Ein pädagogischer Mitarbeiter des CSR-Teams ist Projektleiter der „Wolfsburger Schule für Vielfalt“.
In den vergangenen beiden Jahren hat der VfL aufgrund der Corona-Pandemie auf eine Durchführung der VfL-Vielfaltswochen verzichtet, nutzte dennoch zweimal die Chance, an einem Aktionsspieltag auf die Themen aufmerksam zu machen. Das Projekt „Wolfsburger Schulen für Vielfalt“ koordiniert der Club zusammen mit dem Fanprojekt Wolfsburg. In Kooperation mit 18 weiteren Partnerorganisationen (unter anderem Meet a Jew, DFL Stiftung, Lernort Stadion, Stadtjugendring Wolfsburg, Institut für Zeitgeschichte und Stadtpräsentation, Amadeu Antonio Stiftung) werden die Workshops an den Schulen von einem VfL-Pädagogen und Aushilfskräften durchgeführt. Im Gespräch ist eine künftige personelle Aufstockung beziehungsweise Unterstützung durch das Fanprojekt der Stadt Wolfsburg. Die Inhalte für die Workshops werden vom VfL erstellt oder kommen von den Partnerorganisationen.
Konzept kommt gut an
Mit Projekten wie den Vielfaltswochen oder dem Bildungsprojekt „Wolfsburger Schule für Vielfalt“ hat der VfL Wolfsburg seine gesellschaftspolitische Verantwortung glaubhaft wahrgenommen beziehungsweise tut dies weiterhin. Die umfangreiche inhaltliche Auseinandersetzung mit Themen wie Fremdenfeindlichkeit oder Diskriminierung, gibt medienwirksamen symbolischen Aktionen wieder beleuchteten Volkswagen Arena in Regenbogenfarben Tiefe und Glaubwürdigkeit. Durch die Zusammenarbeit mit diversen Schulen und Partnerorganisationen aus der Stadt Wolfsburg zeigt der Club seine Verwurzelung mit der Stadt und der Bevölkerung. Aktuell nehmen an dem Projekt „Wolfsburger Schule für Vielfalt“ 13 Schulen teil und damit deutlich mehr als zu Beginn (2019/20: vier Schulen, 2020/21: acht Schulen). Im laufenden Projektjahr 2021/22 wurden bereits 70 Workshops zu verschiedenen Themen durchgeführt. In der vergangenen Saison konnten damit rund 1000 Jugendliche erreicht werden.
Laut Nico Briskorn, Leiter der CSR-Abteilung beim VfL, ist die Nachfrage seitens der Wolfsburger Schulen seit Beginn des Bildungsprojekts „stark gestiegen“. Offenbar kommt das Konzept also gut an bei der Zielgruppe. Eine Ausweitung des Projekts „Wolfsburger Schule für Vielfalt“ ist geplant: „Unser Ziel ist es, dass sich alle weiterführenden Schulen in Wolfsburg ab der 9. Klasse beteiligen“, sagt Briskorn.
(Foto auf Startseite: VfL Wolfsburg)
(Fotos im Text: VfL Wolfsburg)
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