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VfL Wolfsburg: Race To Zero
Spätestens seit dem Special Report des Weltklimarats aus dem Jahr 2018 ist klar: Unternehmen, Politik und Zivilgesellschaft müssen gemeinsam handeln, um die globale Erwärmung idealerweise auf 1,5 Grad zu begrenzen. Der VfL Wolfsburg will diesbezüglich voran gehen. Netto-Null – so lautet das übergeordnete Ziel der VfL-Klimastrategie.
Bedeutet: alle vom VfL verursachten Treibhausgasemissionen werden aus der Atmosphäre entfernt oder an anderer Stelle vermieden. Binnen fünf Jahren soll so der Club klimaneutral sein.
Der Weg dahin ist lang. Mit der Unterzeichnung der Klimaschutzvereinbarung „Sports for Climate Action“ und Unterstützung des „Race to Zero“ der Vereinten Nationen hat sich der VfL Wolfsburg als erster europäischer Fußballclub der Top-Ligen öffentlich zur systematischen Reduktion seiner CO2-Emissionen bekannt.
Dabei wird eine Doppelstrategie verfolgt: Reduktion plus Kompensation.
In einem ersten Schritt hat der VfL gemeinsam mit externen Experten 2020 seine Klimaziele vollständig überarbeitet und einen auf wissenschaftlich fundierten Zielvorgaben basierenden Reduktionspfad für CO2-Emissionen entwickelt. Der Reduktionspfad orientiert sich an den Methoden der „Science Based Targets Initiative“ und beschreibt eine Folge konkreter Schritte, mit denen die Treibhausgasemissionen des Vereins drastisch vermindert werden. Ausgehend von dem Saisonjahr 2017/2018 sollen die gesamten Treibhausgasemissionen jährlich um 6,45 Prozent schrumpfen. Daraus ergibt sich bis zum Jahr 2030 eine Reduzierung um circa 55 Prozent.
Aktionen für Kompensation:
Schwerpunkte bilden unter anderem Vorhaben zur Förderung von erneuerbaren Energien und zur Aufforstung entwaldeter Regionen. Die Projekte tragen nachweislich dazu bei, dass künftig keine Emissionen verursacht werden beziehungsweise der Luft CO2 entzogen wird. Der VfL fördert diese Projekte durch den Kauf von Zertifikaten. Diese belegen, welche Menge an CO2 der VfL aufgrund seiner Projektförderung von seinem CO2-Fußabdruck abziehen kann. Die erworbenen Zertifikate entsprechen nach Clubangaben höchsten Standards und werden beispielsweise über die Plattform der Vereinten Nationen bezogen. Alle nicht reduzierbaren direkten CO2-Emissionen des Vereins kompensiert der VfL seit Sommer 2020. Das gilt ebenso rückwirkend für die Saison 2019/2020, für die der Club insgesamt 2 463 Tonnen CO2-Äquivalente errechnet hat und zu ihrem Ausgleich unterschiedliche Projekte förderte. Auch die Männer- und Frauen-Mannschaften des VfL haben sich entschieden, ihre Reisetätigkeiten zu Auswärtsspielen aus den jeweiligen Mannschaftskassen zu kompensieren. Hier wird ein Kompensationsprojekt der Vereinten Nationen unterstützt, das Photovoltaikanlagen in einem indischen Dorf errichtet.
Aktionen für Reduktion:
Der Bundesligist setzt zur Reduktion seiner Emissionen auf diverse Maßnahmen. Beispielsweise auf die Nutzung von erneuerbarer Energie. Bereits seit 2011 bezieht der VfL seinen Strom aus erneuerbaren Quellen. Der regionale Partner LSW Energie bietet außerdem VfL-Ökostrom für Fans an. Andererseits spielt auch die Eigenerzeugung eine Rolle. So wurden auf dem Dach des 2018 neu gebauten Funktionsgebäudes der VfL-Fußball-Akademie eine Photovoltaik- und eine Solarthermieanlage installiert, die basierend auf dem Konzept des nachhaltigen Bauens das Gebäude mit Strom und Warmwasser versorgen. In diesem Jahr noch werden die Niedersachsen ihre Photovoltaik-Anlage ausbauen.
Ferner wurde die Ladeinfrastruktur für E-Autos rund um das Gelände der Volkswagen Arena gehörig ausgebaut. Zu den bereits jetzt bestehenden 26 Ladepunkten sollen künftig weitere kommen, um die Umstellung der Fahrzeugflotte auf E-Fahrzeuge für Spielerinnen und Spieler und die Mitarbeitenden des VfL weiter voranzutreiben. Ausgebaut wird zudem das energiesparende LED-Flutlicht auf den verschiedenen Trainingsplätzen der Wölfe.
Im Catering wird der VfL sukzessive auf regionale Produkte und Lieferanten bauen, die Mülltrennung in den Kiosken weiter verbessern und mit Hilfe einer Abfallanalyse auch am Ziel „Zero Waste“ arbeiten. Auch das Sortiment in den grün-weißen Fanshops soll nachhaltiger und um sogenannte „Wir für Morgen“-Artikel erweitert werden.
Die Einführung eines Klimabeitrages im Onlineshopund eine konkrete Berechnung des CO2-Fußabdruckes eines Produkts sollen für mehr Transparenz sorgen. Zusätzlich haben die Zuschauer die Möglichkeit die CO2-Emissionen ihrer Anreise über eine klimaneutrale Eintrittskarte (ein sogenanntes „Klimaticket“) auszugleichen Mit der Entscheidung eines Klimabeitrags beim Onlineshoppen oder beim Kauf eines Klimatickets werden regionale sowie internationale Klimaschutzprojekte unterstützt. Eine Mobilitäts- und Wohnortanalyse für eine klimafreundlichere Anreise der Fans zur Volkswagen Arena ist eine weitere Maßnahme.
Auch das Marketing des Bundesligisten hat sich stark eingebracht. Seit Oktober wurde das hochgesteckte Ziel der Netto-Null-Emissionen bis 2025 auch für die Öffentlichkeit noch sichtbarer gemacht: Die Oberrangbande des VfL-Stadions ziert seither ein eigens dafür installierter Countdown bis zum klimaneutralen Fußball in Wolfsburg. Daneben wurde eine Werbekampagne ins Leben gerufen, die das „Race to Zero“-Vorhaben des VfL auf allen Kanälen des Clubs verbreitete und weiter präsent macht und auch bei Spielen über die fernsehrelevanten Werbebanden im Stadion ausgespielt wird.
Mutterkonzern Volkswagen hilft
Der VfL Wolfsburg hat mit umfassenden Maßnahmen, die alle Bereiche und Beteiligten des Clubs betreffen, das vor Jahren begonnene Bemühen um mehr Klimafreundlichkeit massiv intensiviert. Allein das Aufzählen der baulichen Maßnahmen, die auf das Ziel von mehr Klimafreundlichkeit einzahlen, würde hier im Detail den Rahmen sprengen. Dementsprechend schwierig ist es, die dafür getätigten Investitionen einzuschätzen. Stemmen kann der Club den ganzheitlichen Ansatz sicherlich nur dank der Unterstützung von Volkswagen. Neben den finanziellen oder Sach-Zuwendungen (zum Beispiel E-Autos oder Hybridfahrzeuge für Spieler und Mitarbeiter) kommt vom Mutterkonzern vor allem viel Know-how hinsichtlich nachhaltiger Strukturen und Maßnahmen, auf das der VfL auf kurzem Dienstweg zugreifen kann. Bei der Umsetzung sind im Grunde alle Abteilungen des VfL in verschiedenem Maße involviert.
Gut fürs Image, gut für Sponsoren-Gewinnung
Der VfL hat schon vor Jahren seine Unternehmensstrategie auf das Thema Nachhaltigkeit ausgerichtet – auch, um sich so von anderen Profi-Clubs abheben zu können. Mit Werbekampagnen
mit Slogans wie „Grün. Mehr als unsere Farbe.“ oder der Countdown-Uhr im Stadion kommuniziert der Bundesligist dies auch offensiv. Mit dem Unterzeichnen der Klimaschutzvereinbarung „Sports for Climate Action“ und dem klaren Bekenntnis zum „Race to Zero“ der Vereinten Nationen als erster europäischer Fußballclub der Top-Ligen haben sich die Niedersachsen laut Nico Briskorn, Leiter CSR beim VfL Wolfsburg, das „ambitionierteste Ziel im europäischen Fußball“ gesetzt. Mit Ausnahme des englischen Clubs Forrest Green Rovers versucht sonst kein anderer Fußballverein, vor allem auch durch Reduktion der Treibhausgas-Emissionen das Ziel Netto-Null zu erreichen. Damit steht der VfL auch auf der internationalen Bühne im Scheinwerferlicht: Zuletzt wurde der Club auf der Klimakonferenz 2021 in Glasgow als „Race to Zero“-Partner der Vereinten Nationen vorgestellt. Das ehrgeizige Ziel nicht zu erreichen, kann sich der Bundesligist damit aus Imagegründen schwerlich leisten. „Wir haben eine Bringschuld“, bestätigt Briskorn.
Erste Erfolge wurden bereits erzielt: Der VfL erhebt seit über zehn Jahren alle zwei Jahre seine CO2-Emissionen und weist für die Saison 2019/20 eine Gesamtmenge von durch ihn ausgestoßenen Treibhausgase von 9 460,915 Tonnen CO2 aus – fast zehn Prozent weniger als in der Spielzeit 2017/18. Neben einem milderen Klima und dadurch weniger Einsatz von Fernwärme führt der Club diese Reduktion auf seine vielfältigen Maßnahmen zurück.
Mit dem oben erwähnten Kompensationsprojekt in Indien trägt der VfL dort nach eigenen Angaben neben der Umstellung auf erneuerbare Energien auch zur Verbesserung der wirtschaftlichen Lage der Bevölkerung vor Ort bei. Die vielseitigen Bemühungen für mehr Klimafreundlichkeit steigern das Ansehen des Bundesligisten, was unter anderem in neue Sponsoring-Partnerschaften mündet: „Insgesamt öffnen sich uns durch unsere diversen Maßnahmen im Bereich CSR immer mehr Türen“, sagt Briskorn. „So konnten wir auch Partner gewinnen, die sonst für ein Engagement im Fußball eigentlich nicht zu haben sind.“
(Foto: VfL Wolfsburg)
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