Die schwierige Situation der Sponsoren aus dem Bankensektor

Die Liste der Sponsoren aus dem Bankensektor im Profisport und Breitensport ist lang. Für sehr viele Sportvereine, Sportverbände und ihre Vermarkter ist es daher relevant, wie wirtschaftlich gut es ihren Banken und Kreditinstituten geht und wie sich deren Markt entwickelt. Studien und Zahlen dazu gibt es einige. Hier eine Zusammenfassung, die insgesamt ein ziemlich düsteres Bild zeichnet. by_Michael Hermsdorf_pixelio_de

Noch vor zwei Jahrzehnten gab es in Deutschland über 3500 Banken mit cira 60 000 Filialen. Mittlerweile sind es noch rund 1600 Institute mit unter 30 000 Filialen. Stellenbau ist seit Jahren quasi Programm in der deutschen Bankenbranche. So will die Deutsche Bank bis 2022 insgesamt 18 000 Stellen abbauen. Die Commerzbank will ebenfalls umfangreich sparen und plant aktuell, 200 Filialen zu schließen sowie rund 4300 Jobs abzubauen. Zudem soll die Direktbank-Tochter Comdirect vollständig übernommen werden. Bis zum Jahr 2023 will die Commerzbank ihre Kosten so um 600 Millionen Euro verringern.

Laut der Studie „Bankenreport Deutschland 2030“ von Oliver Wayman (Marsh & MacLennan Companies) gibt es in Deutschland in zehn bis 15 Jahren nur noch 150 bis 300 Banken mit einem tragfähigen Geschäftsmodell. Mit rund 90 Prozent weniger Filialen als momentan (siehe Grafik „Anzahl der Kreditinstitute in Deutschland bis 2017“).

Zu schaffen machen den traditionellen Filialbanken mehrere Faktoren. Als Hauptproblem gilt die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB), die den Einlagezins auf minus 0,5 gesenkt hat. Das sind mehr als ungünstige Rahmenbedingungen für europäische Geldinstitute, die allein im letzten Jahr 2,3 Milliarden Euro durch den Einlagezinssatz von minus 0,40 Prozent an die EZB überweisen mussten.

Insbesondere im Vergleich zu amerikanischen Banken und Kreditinstituten stehen alle europäischen Banken schlecht dar: Im jüngsten „Euro Banking Pulse“ des Consultingsunternehmens Alvarez & Marsal bekommen die 24 größten europäischen Banken generell schlechte Noten. Europas Spitzenbanken mangele es durchweg an Widerstandsfähigkeit, ihr Renditeniveau übertreffe nicht die Erwartungen von Kunden, Markt und Regulierern.

Krass gegensätzliche Entwicklung von US- und europäischen Banken

Betrachtet man den Abstieg der europäischen Institute, so ist speziell die Kursentwicklung der größten deutschen Bank, der Deutschen Bank, eklatant: Im vergangenen Jahrzehnt hat die einst viertgrößte Bank der Welt um 80 Prozent an Kurswert verloren, während der US-Branchenprimus JP Morgan um 250 Prozent zulegen konnte.

Kein singuläres Problem der Deutschen Bank wie eine Studie von Ernst & Young zeigt, die europäische und amerikanische Institute gegenüberstellt: Im ersten Halbjahr 2019 verdienten die zehn größten US-Banken zweieinhalb mal soviel wie deren zehn größten europäischen Konkurrenten. Und noch ein paar Zahlen zum Vergleich: Der US-Riese JP Morgan hat einen Börsenwert von über 350 Milliarden Dollar (umgerechnet rund 317 Milliarden Euro), die Deutsche Bank 14,7 Milliarden Euro. Bei der Eigenkapitalrendite kamen die US-Banken auf 13 Prozent, die europäischen Häuser auf 6,5 Prozent. Vor zehn Jahren war das Verhältnis noch umgekehrt: Europa 9,2 Prozent Eigenkapitalredite, USA 3,1 Prozent. Ingesamt repräsentieren die zehn US-Topinstitute einen Wert von 1,2 Billionen Dollar (in etwa der Wert des gesamten Dax). Das ist laut Studie circa das Dreifache der zehn größten europäischen Banken.

Analysten zufolge ist die Zinspolitik der EZB so fatal, weil sich die europäischen Geldhäuser mehr im Kredit- als im Kapitalmarktgeschäft engagieren würden. Hier gebe es keine wirkliche Zinsspanne mehr, um Geld zu verdienen. Dazu habe man in den letzten Jahren viele Fehler in den Vorstandsetagen gemacht.

Direktbanken und Fintechs machen den traditionellen Geldhäusern das Leben schwer

Zu schaffen machen den traditionellen Banken außerdem die Konkurrenz durch die Direkt-Banken. Unbelastet von Bilanzrisiken, ausgestattet mit den neuesten Technologien, hoher operativer Effizienz und niedrigen Kostenstrukturen sind diese Konkurrenten seit vielen Jahren auf Wachstumskurs.

Hinzukommen FinTechs wie N26, wo einer der Kapitalgeber Peter Thiel ist, der einst zusamen mit Elon Musk PayPal gründete. Die Manager bei N26 sprechen intern von einer Vervielfachung der Kundenzahl in wenigen Jahren, von aktuell circa 3,5 Millionen auf 50 Millionen Kunden weltweit. Zum Vergleich: In der Geschäftssparte Private & Business Clients hat die Deutsche Bank momentan weltweit circa 25 Millionen Kunden. Im Jahr 2008 waren es noch fast 30 Millionen.

 

Dieser Text ist Teil eines Artikels, den ich für das Sportbusiness-Magazin SPONSORs geschrieben habe und der dort in modifizierter und kürzerer Version veröffentlicht wurde.

Bildquelle: Michael Hermsdorf  / pixelio.de

 

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