Wie kümmern sich die Bundesligisten um das Thema CSR?
Wohl jeder Klub der Fußballbundesliga wird über sich behaupten, dass man sich natürlich um die Themen Nachhaltigkeit und CSR (Corporate Social Responsibility) kümmere. Aber wie tun sie das? Und wie intensiv? Dazu zunächst eine Abriss zur historischen Entwicklung hinsichtlich des Umgangs der Bundesligisten mit CSR.
Viele Bundesligisten haben mittlerweile eigene CSR-Abteilungen, arbeiten mit CSR-Beratern zusammen (dafür gibt es inzwischen auch jede Menge Weiterbildungsangebote) oder haben derlei qualifizierte Menschen als Festangestellte. Oder sie haben eigene Stiftungen gegründet, die CSR-Themen nachgehen. Zudem gibt es einen Arbeitskreis CSR, organisiert über die Deutschen Fußball Liga (DFL), in dem Vertreter der ersten und zweiten Bundesliga sitzen und sich gemeinschaftlich des Themas annehmen. Konkretere Zahlen anhand von Umfragen und Studien werden noch weiter unten beziehungsweise in einem weiteren Text dargestellt. Jetzt erstmal wie angekündigt eine Skizzierung der historischen Entwicklung hinsichtlich des Umgangs der Bundesligisten mit CSR.
Als erster Schritt in Richtung CSR kann wohl die Gründung der Bundesliga-Stftung im November 2008 genannt werden. Die Stiftung soll sich laut Satzung in den Bereichen Sport, Bildung, Gewaltprävention, Erziehung und Völkerverständigung engagieren. Themen, die ohne Probleme dem Kosmos CSR zugerechnet werden können. Gegründet wurde die Stiftung von der DFL Deutsche Fußball Liga e. V. und der hundertprozentigen Tochter DFL Deutschen Fußball Liga GmbH. Da der DFL e. V. der Verband der 36 deutschen Profifussball-Klubs ist, kann dieser erste Schritt Richtung CSR letztlich allen Bundesligisten gutgeschrieben werden. 2017 wurde die Bundesliga-Stftung in DFL Stiftung umbenannt.
HSV als Erster mit CSR-Bericht
Bei den einzelnen Klubs sah die Entwicklung wie folgt aus (ohne Gewähr, da viele Bundesligisten sehr intransparent sind und nur wenig Infos nach außen geben und das Thema bislang auch in den Medien nicht so oft aufgegriffen wird): 2009 gab der HSV als erster Bundesligist einen Nachhaltigkeitsbericht heraus. Vorstandsmitglied Katja Kraus war damals federführend an der vielbeachteten Kampagne „Der Hamburger Weg“ beteiligt, einer gemeinwohlorientierten Hamburger Organisation, die sich der Ausbildung und Sportförderung widmet. Die Initiative war von Anfang an vom Management in die Gesamtstrategie des HSV eingebettet, damit der Verein sich glaubhaft als gesellschaftliche Institution darstellen kann, die über den Sport hinaus wirkt und nicht auf die rein kommerziellen Werte des Profifußballs beschränkt bleibt. Der eigene CSR-Bericht des HSV wurde bisher nicht mehr aktualisiert und auch auf der Internetseite, ist zu dem Thema nur noch wenig zu finden.
VfL Wolfsburg verankerte CSR-Gedanken in Unternehmenskultur
2012 folgte der VfL Wolfsburg mit einer neuen Ausrichtung seiner Unternehmenskultur, die sich in Form eines ersten Nachhaltigkeitsberichts für die Öffentlichkeit manifestierte. Der Bericht orientierte sich an den international anerkannten Kriterien der Global Reporting Initiative (GRI). Er deckt alle Aktivitäten des Vereins ab. Zu den Zielen gehörten damals unter anderem: Die CO2-Emissionen der VfL Wolfsburg-Fußball GmbH sollen 2018 um 25 Prozent niedriger liegen als im Vergleichsjahr 2011. Langfristig sollen zehn Prozent der Merchandising-Produkte aus fairem Handel stammen. Außerdem fließen in die Zielvereinbarungen für Geschäftsführer und Mitarbeiter auch Nachhaltigkeitsziele ein.
2014 kam der erste zum CSR-Report dazugehörende Fortschrittsbericht, dem bis heute weitere folgten. Schaut man sich die Berichte an, kommt man nicht umhin, von der Konsequenz und Stringenz der Implementierung von CSR-Gedanken in die Unternehmenskultur der VfL Wolfsburg Fußball-GmbH beeindruckt zu sein.
Der VfL hat auch als erster Bundesligist 2010 eine eigene Stabsstelle für CSR eingerichtet, mit Nico Briskorn als Leiter. Geholfen bei der Implementierung von CSR in die Unternehmenskultur hat der Mutterkonzern Volkswagen, der als Großkonzern seit Längerem den Themen CSR, aber auch Compliance nachgehen muss: Der Verhaltenscodex der Volkswagen AG ist für den Verein genauso Maßstab wie für die übrigen Mitarbeiter des Volkswagenkonzerns. Ligaweit gibt es keinen Club, der das Thema Compliance so konsequent lebt wie der VfL Wolfsburg. Zu diesem Ergebnis kam auch eine vergleichende Studie eines Beratungsunternehmens für die Bundesliga-Saison 2016/17.
Auch der SV Werder Bremen hat im Vergleich zu anderen Bundesligisten früh auf das Thema CSR gesetzt und eine eigene Abteilung aufgebaut, die von der Personalstärke zu den stärksten oder sogar zur stärksten gehört – genaue Zahlen zu Mitarbeitern, die für das Thema CSR zuständig sind, haben die wenigsten Klubs, wohl auch weil einige von ihnen derlei Themen in Stiftungen ausgelagert haben. Zwar gibt der Club von der Weser einen Nachhaltigkeitsbericht heraus, hatte aber andererseits Image-Probleme wegen Medienberichten über den skandalträchtigen Geflügelkonzern Wiesenhof als Hauptsponsor des SVW. Eine wirklich konsequente Strategie ist das nicht. Bei anderen Bundesligisten ist es oft mühsam an Infos zu CSR-Aktivitäten zu gelangen. Klar darüber nach außen kommunizieren tun die wenigsten. So wie der SC Freiburg, der 2015 einen ersten Bericht über sein soziales und ökologisches Engagement vorlegte.
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Bildquelle (Artikel): Anne Bermüller / pixelio.de
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