Chronologie zur Diskussion um die Super League

Verstehen kann ich die aktuelle Aufregung um das Thema “Super League” nicht: Denn wirklich Neues ist nicht bekannt geworden. Und eine Diskussion um die Schaffung einer solchen Liga oder Wettbewerbs gibt es jetzt schon seit mindestens neun Jahren. Hier eine Chronologie zur Diskussion um die Superliga. Ohne den Punkt, dass nun Dokumente über Football Leaks aufgetaucht sind, dass unter anderem der FC Bayern das Thema vor gut zwei Jahren geprüft hat. Das stand ja nun überall in den Medien.

Chronologie Super League_kleinerBereits 2009 forderte Florentino Perez, Präsident von Real Madrid, einen Zusammenschluss von Top-Clubs. Ein Hauptziel: Wegfall einer sportlichen Qualifikation und damit garantierte Einnahmen.

Noch 2013 schloss der Vorstandsvorsitzende des FC Bayern, Karl-Heinz Rummenigge, eine Europaliga aus. „Unsere Superliga ist die Champions League. Wir sind sehr glücklich mit den derzeitigen Wettbewerben und unserer fruchtbaren Kooperation mit der UEFA.Wir werden weiter mit der UEFA zusammenarbeiten, und das über 2018 hinaus“, hatte Rummenigge in einer Mitteilung der European Club Association (ECA) verlauten lassen.

Rummenigge: Das Fußballsystem müsse angepasst werden

Im Januar 2016 hat Rummenigge seine Meinung geändert. Er träumt nun offenbar doch von einer Europaliga mit den 20 besten Mannschaften des Kontinents. Während einer Diskussionsrunde an einer Mailänder Uni sagt er: „Ich schließe es nicht aus, dass man in Zukunft eine europäische Liga gründet, in der die großen Teams aus Italien, Deutschland, England, Spanien und Frankreich spiele.“ Eine neue Liga sei aber nicht als Angriff auf die Uefa und die bestehende Champions League gedacht, führt der Bayern-Boss im Januar weiter aus. Vielmehr bestehe Bedarf, „das Fußballsystem an die neuen Herausforderungen der Globalisierung anzupassen“. Diese Superliga könne unter dem Dach der Europäischen Fußball-Union (Uefa) „oder auch privat“ organisiert werden.

DFL-Chef Seifert: „Ich würde das ernst nehmen.“

Anfang Februar 2016, äußert sich Christian Seifert, Vorsitzender der Deutschen Fußball Liga (DFL) zu einer möglichen Gründung einer europaweiten „Superliga“ und darin keine Gefahr für die Bundesliga gesehen. Aus seiner Sicht richtet sich „eine solche Liga eher gegen die Champions League als gegen eine nationale Liga“. In Richtung des europäischen Fußballverbandes sagt Seifert: „Wenn ich die UEFA wäre, dann würde ich das ernst nehmen.“

Amerikanische Investoren als Initiatoren?

Im März 2016: Englische Medien berichten von einem Treffen einiger Vereine aus der Premier League mit dem amerikanischen Milliardär Stephen Ross. Thema soll auch die Gründung einer Superliga gewesen sein. Ross ist Besitzer des NFL-Footballteams Miami Dolphins – ein Team also, das in einem Ligensystem ohne sportlichen Abstieg spielt. Der Amerikaner hat bereits den International Champions Cup (ICC) ins Leben gerufen. Bei diesem Turnier spielen europäische Vereine in der Sommerpause unter Beteiligung von Teams aus den USA und Mexiko einen „Meister“ aus. Seit 2015 hat der ICC auch Ableger in Australien und China.

Im März 2016 sagt Susana Monje, Vize-Präsidentin des FC Barcelona, der spanischen Zeitung „La Vanguardia“: „Wir müssen eine europäische Liga fördern, bei der die Clubs die Kontrolle haben.“ Aktuell sei man abhängig von Organisationen wie der FIFA oder UEFA, „deren Management verbessert werden kann.“

Fast zeitgleich berichtet die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ mit Verweis auf UEFA-Kreise, dass es unter Beteiligung der Top-Vereine aus den maßgebenden Ligen und unter dem Dach des europäischen Verbandes eine Evolution der Clubwettbewerbe geben solle. Es sei vorgesehen, über der Europa League und Champions League eine weitere Premiumklasse aufzusetzen. Geplant sei zudem keine geschlossene Gesellschaft für die umsatzstärksten Vereine, auch kein Turnier, aber dennoch eine Luxusliga mit selektiverer sportlicher Qualifikation und dadurch höherer Attraktivität sowie gesteigertem Vermarktungspotenzial. Mit 20 Teams. Ausgewählt werden sollen diese Teams unter anderem nach Faktoren wie die Stärke der nationalen Liga, die Attraktivität der Vereine und ihre Bedeutung im Marketing. Nationale Wettbewerbe sollen, so die FAZ weiter, nicht durch eine Superliga zu sehr in die Defensive gedrängt werden. Eine Ausweitung der Spieltage sei nicht geplant. Starke Ligen wie die Bundesliga könnten von der Aufstockung profitieren: Statt bisher sechs Clubs wären in Zukunft vielleicht zehn Vereine in dann drei verschiedenen europäischen Wettbewerben parallel tätig und würden so zusätzliche Millionen einspielen können.

Drohung hat offenbar gewirkt

Anfang Juni 2016 zitiert der englische „Telegraph“ den bei der UEFA für die Clubwettbewerbe verantwortlichen Giorgio Marchetti, dass das Format der UEFA Champions League für den Zyklus 2018 bis 2021 Ende des Jahres 2016 festgelegt werden solle. Mögliche Reform-Optionen sind laut „Telegraph“ mehr garantierte Startplätze für die großen Ligen, eventuell sogar Garantien für bestimmte Clubs. Außerdem könnten ausgewählte Spiele am Wochenende stattfinden. Im Kern würden die Reformen mehr Geld für die ganz großen Clubs des euorpäischen Fußballs bedeuten.

So ist es dann auch gekommen: Mehr garantierte Startplätze für die großen Ligen und mehr Geld aus den Prämientöpfen der UEFA für die bislang erfolgreichen Clubs, also für die großen Clubs wie Barcelona, Real Madrid, Paris, Juve oder Bayern. Die großen Clubs scheinen sich mit vielen ihrer Forderungen durchgesetzt zu haben, wobei das real erscheinende Szenario einer Super League ohne Beteiligung der UEFA als Drohung sicher sehr geholfen hat. Und die kleineren Clubs beklagen, dass durch die Prämienausschüttungen die Machtverhältnisse im europäischen Fußball zementiert sind, dass die Schere immer weiter auseinander geht.

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