Hoffnung für den deutschen Galopprennsport

Der Galopprennsport steckt in Deutschland in der Krise, jedoch gibt es Hoffnung: Beim DVR hat man offenbar das Phlegma der vergangenen Jahrzehnte abgeschüttelt. Der Dachverband hat erste Vorschläge eines studentischen Ideenwettbewerbs aufgegriffen: Im März wird erstmals eine Vollzeitstelle beim DVR im Bereich Marketing und PR eingestellt, um die zentrale Vermarktung zu stärken. Weitere Verbesserungen sind geplant oder bereits vorgenommen worden. Der dritte Teil der Status-quo-Analyse des deutschen Galopprennsports.

Helmut Wegmann_pixelio_deSo ist geplant, die Webseite der Dachmarke German Racing neu zu konzipieren. Der Fokus soll dann stärker auf die Zielkunden gerichtet sein, indem etwa neue Services wie ein zentrales Online-Ticketing für alle Rennbahnen angeboten werden.

Bereits realisiert wurde der Vorschlag, eine internationale Rennserie mit Stationen unter anderem in München, Hamburg und dem französischen Longchamp zu etablieren, bei der sich der jeweilige Sieger direkt für das bedeutendste Galopprennen in Deutschland, die „Goldene Peitsche“ in Iffezheim, qualifiziert. Die Macher erhoffen sich durch den Seriencharakter neue Möglichkeiten zur Medialisierung, unter anderem beim Medienpartner der Rennserie, dem Burda-Verlag.

Anstieg bei Rennen und bedeckten Stuten

Insgesamt, so Vogel, sehe man inzwischen „freudiger in die Zukunft“. Der DVR-Mann kann das auch mit ein paar Kennzahlen unterlegen: Die Anzahl der Renntage sei wieder leicht angestiegen (von 162 in 2013 auf 181 in 2014), bei den Rennpreisen konnten in 2014 rund 1,6 Millionen Euro mehr ausgeschüttet werden als 2013 und nach vielen Jahren des Rückgangs gebe es endlich mal weider einen Anstieg bei den bedeckten Stuten. „Und damit fängt schließlich alles an“, meint Vogel.

Immerhin, muss man zu diesen positiv ausfallenden Kennzahlen sagen. Mehr aber auch nicht. Denn bei fast allen anderen Parametern, an denen sich die Situation des Galopprennsports in Deutschland ablesen lässt, sieht es weiterhin düster aus. So beispielsweise trifft die demographische Entwicklung die Pferdefreunde hart, viele Züchter und Besitzer sterben schlichtweg nach und nach. Vogel glaubt aber, dass man entscheidende Schritte gegangen ist, um die Negativentwicklung umzukehren.

Zusammenarbeit mit Franzosen zahlt sich aus

Insbesondere drei Dinge hätten sich positiv ausgezahlt: Die gute Geschäftsentwicklung bei German Tote und beim Wettenanbieter Race Bets, an dem der DVR Beteiligungen hält, aber auch die Kooperation mit dem französischen Wettenanbieter PMU, der seinen Kunden in Jahr 2014 Wetten auf insgesamt 51 deutsche Galopprennen angeboten hat – was sich aufgrund der gezahlten Provisionen für die deutschen Rennbahnen lohnt. „Nur dadurch haben wir mittlerweile mehr finanzielle Ressourcen und können die ein oder andere Baustelle angehen“, sagt Vogel. „Der Rückblick auf das, was alles schief gelaufen ist, hilft dem deutschen Galopprennsport nicht weiter.“

Auch Dietrich von Mutius schaut vorsichtig optimistisch nach vorn. Der Geschäftsführer von der Rennbahn Hoppegarten bei Berlin kann von ein paar Erfolgen in der jüngsten Vergangenheit berichten. So sei der Bruttomediawert merklich gestiegen, die Zusammenarbeit mit einer externen Agentur habe sich bei der Event-Vermarktung erfreulich ausgezahlt und auch die verkehrstechnische Anbindung durch eine neue S-Bahn-Station sei eine große Hilfe.

Sehr wichtig sei zudem die Aufnahme der Rennbahn in 2013 auf die Liste der Denkmäler von nationaler Bedeutung. Dadurch beteiligt sich zu je einem Drittel das Land Brandenburg und der Bund an den Kosten für die Sanierung des Geländes und der Gebäude. Das übrige Drittel steuert Hoppegarten-Eigentümer Gerhard Schöningh bei. 2014 wurden rund 800 000 Euro investiert. 2015 sollen es mindestens 900 000 Euro sein wie auch in den nachfolgenden fünf Jahren. Kein Wunder also, dass von Mutius zumindest für Hoppegarten „das Glas halb-voll und nicht mehr halb-leer“ sieht.

“Man schmort zu sehr im eigenen Saft”

Wichard von Alvensleben ist dennoch zurückhaltend hinsichtlich der weiteren Zukunft der Galoppsports hierzulande. Er erkennt zwar an, dass einzelne Bahnen wie die in Iffezheim, Hoppegarten, Hannover oder Leipzig die Probleme erkannt hätten und den richtigen Weg gehen würden. Jedoch glaubt er nicht, dass man gegenüber den anderen Sportarten plötzlich viel Boden gutmachen wird. „Dazu schmort man zu sehr im eigenen Saft und freut sich schon über 13000 Fans, die die Facebook-Seite von German Racing vorzuweisen hat.“

Nahrung erhalten solche pessimistischen Meinungen dadurch, dass selbst die nach Umsatz größten Rennbahnen in Deutschland es seit Jahren nur selten schaffen, eine scharze Null zu schreiben. Die meisten Bahnen arbeiten defizitär, berichten Insider. Offiziell bekannt geben das freilich nur wenige. Auch bei der Abfrage durch das Fachmagazin SPONSORs konnte nur Düsseldorf „ein leichtes Plus“ vermelden. Alle anderen schwiegen sich zu diesem Punkt lieber aus.

Top-10-Rennbahn durch DFB bedroht

Und auch die Berichten aus Frankfurt, wo die Stadt das Gelände, das bislang die Galopper nutzen, an den Deutschen Fußball-Bund übertragen will, sind Gift im Kampf gegen die skizzierte Abwärtsspirale des Galopprennsports. Mit Frankfurt würde eine der Rennbahn verschwinden, die zu den Top-10 in Deutschland zählt und als wichtige Verbindung zwischen den Galoppfreunden im Westen und Süden gilt.

Letztlich wird es hinsichtlich der Zukunft des deutschen Galopprennsports wohl wie bei vielen anderen Randsportarten auch weiterhin vor allem auf eines ankommen: dass es genügend gut betuchte Mäzene gibt, die weiter mit ihrem Privatvermögen aushelfen und positiv wirkende Initiativen anschieben.

Wer es nicht gelesen hat, Teil II gibt es hier und Teil eins hier.

(Dieser Text wurde in einer leicht modifizierten Version in der Januar-Ausgabe des Fachmagazins Sponsors veröffentlicht.)

(Bildquelle: Helmut Wegmann / pixelio.de)

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  1. Der Galopprennsport in der Krise – Teil II - 14. Januar 2015 at 19:31

    […] drei gibt es hier zu […]

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