DOSB-Reform: Signal für alle

Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) plant eine Reform seiner Satzung und Organisationsstruktur. Es soll Neuerungen geben, die Signalwirkung für viele andere Sportverbände haben könnten. Ich hatte über Strukturreformen bei Sportverbänden bereits im Titelthema der Juli-Ausgabe des Fachmagazins SPONSORs berichtet. Inzwischen wurden beim DOSB die ersten Weichen gestellt.*

Hoermann_Alfons_dosbNein, beim Arbeitsvolumen werde sich für ihn durch die Reform nichts ändern, sagt Alfons Hörmann (Foto) bei einem Hintergrundgespräch Mitte Juli in Berlin. Damit widerspricht der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) all jenen, die prophezeien, das Amt des Präsidenten werde durch die geplanten Änderungen der DOSB-Satzung nicht mehr so wie bisher von zentraler Bedeutung sein. Interessant daran ist: Wenn bereits über die Folgen einer Reform gesprochen wird, muss vorher etwas passiert sein, wodurch die Frage, ob die Reform von einer Drei-Viertel-Mehrheit bei der Mitgliederversammlung im Dezember beschlossen wird, offenbar gar nicht mehr gestellt werden muss.

Stärkung der Hauptamtlichen wie Michael Vesper geplant

Tatsächlich spricht Hörmann von einer gefühlten 85-prozentigen Unterstützung für die geplanten Reformen. Entsprechendes sei ihm bei einem Treffen mit den Landessportbünden (LSB) und Spitzensportverbänden Ende Juni signalisiert worden. Damit scheint der Weg frei für die von ihm mit auf den Weg gebrachte Reform. Auch wenn viele Details und auch ein paar größere Änderungen noch gar nicht feststehen, sondern noch diskutiert werden müssen. Im Kern scheinen sie sich auf den führenden Ebenen des Dachverbands jedoch bereits einig zu sein: So soll die rechtliche und wirtschaftliche Verantwortung nach Paragraf 26 BGB vom DOSB-Präsidium auf das künftig in Vorstand umbenannte Direktorium übergehen. Durch die dadurch erhaltene größere Entscheidungskompetenz wird auch laut Hörmann „eine Stärkung des Hauptamts“ – also des Vorstands mit dem künftigen Vorsitzenden Michael Vesper – einhergehen.

Trotzdem werden die Mitglieder des Präsidiums nicht zu Grüßonkeln degradiert. Die strategische Leitung bleibt beim Präsidium. Und ähnlich wie ein Aufsichtsrat müssen auch Hörmann und Co. künftig bei bestimmten Entscheidungen befragt werden. Wann und wobei genau, das soll eine noch näher zu konkretisierende Geschäftsordnung regeln. Also etwa ob der Vorstand bei Geschäften ab einem Wert von 100 000 Euro Rücksprache mit dem Präsidium halten muss oder erst bei einem höheren Betrag. In den kommenden Wochen sollen die „voraussichtlich 15 bis 18 Punkte der Geschäftsordnung“ laut Vesper im Detail ausgearbeitet werden und im Endeffekt eine klarere Aufgabentrennung zwischen Vorstand und Präsidium herbeiführen.

Mit der Verschiebung der BGB-Verantwortung orientiert sich der DOSB am Vorbild des LSB Nordrhein-Westfalen, dessen Vorstandsvorsitzender Christoph Nieessen in der Juli-Ausgabe von SPONSORs die Vorteile aufgezeigt hatte. Wie etwa das dann mögliche schnellere Handeln im Tagesgeschäft.

„Brauchen überall mehr Tempo!“

Dass die Reform zu mehr Handlungsschnelligkeit führt, hofft auch Hörmann. Insgesamt, so der DOSB-Obere, sei festzustellen, dass die Entscheidungswege im DOSB zu lang und zu langsam seien. „Dabei brauchen wir bei allen Themen mehr Geschwindigkeit!“ Deswegen soll im Dezember auch nicht nur die Verschiebung der BGB-Verantwortung beschlossen werden. Auf dem Plan steht unter anderem auch der Wegfall der Altersgrenze für Verbandsfunktionäre von derzeit 70 Jahren, weil dadurch dem Sport zu viele gute Leute unnötig verloren gehen würden, so Hörmann.

Ferner soll eine Verkleinerung bei den Gremien zumindest diskutiert werden. Nach SPONSORs-Informationen geht es darum, die aktuell per Satzung fest installierten Präsidialausschüsse und Beiräte aus der Satzung zu streichen und stattdessen als flexibel wählbare Option des Präsisdiums oder Vorstands einzuführen. Weniger feststehende Gremien gleich Verschlankung der Entscheidungswege lautet die Rechnung.

Keine Verkleinerung des Präsidiums

Einen anderen eigentlich nahe liegenden Schritt, eine Verkleinerung des Präsidiums, soll es hingegen nicht geben. „Die Idee ist eher eine Vergrößerung“, entgegnet Hörmann. Dadurch könnten die Vielzahl der anfallenden Termine und Aufgaben auf mehrere Schultern verteilt werden.

Damit widerspricht Hörmann der Forderung nach einem kleineren Führungsgremium. Für die ausscheidenden Vizepräsidentinnen Christa Thiel (Leistungssport ) und Ilse Ridder-Melchers (Frauen und Gleichstellung) soll es Nachfolger geben. Auch die anderen von SPONSORs im Juli vorgestellten Reformempfehlungen wie die Aufnahme der Olympiastützpunkte als vollwertiges Mitglied im DOSB soll es nicht geben. Zunächst jedenfalls.

Signal nach außen und innen

Insgesamt wirkt die geplante Reform des DOSB nicht wie ein großer Schritt, aber immerhin wie ein höchst sinnvoller. Und doch könnte der Effekt ein nachhaltiger sein: Denn die DOSB-Reform ist ein Signal an alle Sportverbände in Deutschland, sich ein Beispiel zu nehmen und – mit Ausnahme der wenigen Vorreiter wie dem LSB NRW – ebenfalls die eigene Struktur und Satzung zu überdenken.

Zudem ist es für den DOSB ein Signal nach innen, das den Mitgliedern zeigt, dass der bisweilen als unbeweglich und verkrustet geltende Dachverband sehr wohl fähig zu Veränderungen ist. Und weitere Reformen kein hoffnungsloses Unterfangen wären.

*Dieser Artikel wurde in der August-Ausgabe des Fachmagazins SPONSORs veröffentlicht.

(Bildquelle: DOSB.de)

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