Der Trick mit den Trikot-Verkäufen

Der kolumbianische WM-Star James Rodriguez soll seinem neuen Klub Real Madrid bereits 33,4 Millionen in die Kassen gespült haben, nur über Trikotverkäufe. Zwar ist das leider völliger Nonsens, trotzdem aber ein gutes Beispiel für die Strategie von Real Madrid und anderen Top-Klubs in Europa: Star-Spieler nicht allein für den sportlichen Erfolg einkaufen, sondern insbesondere auch zum Zwecke des Marketings.

Bereits nach wenigen Tagen soll Real Madrid einen großen Teil der Ablöse wieder eingenommen haben, berichten diverse deutsche Medien und berufen sich dabei auf spanische Zeitungen. Die Fans kaufen das James-Trikot wie verrückt. Das Trikot des Kolumbianers, der für etwa 80 Millionen Euro von Frankreichs Vizemeister AS Monaco gekommen war, verkaufte sich bisher 345 000-mal und spülte den Madrilenen 33,4 Millionen Euro in die Kassen.

So formuliert ist das natürlich reichlich unkorrekt. Schließlich landet nicht der gesamte Verkaufserlös in den Kassen von Real Madrid. Vom Gesamtpreis von knapp 100 Euro gehen nur schätzungsweise 20 Prozent an den Klub. Der Rest geht für Produktions- und Vertriebskosten sowie Lizenz- und Herstellergebühren drauf. Nach Adam Riese dürften demnach eher 6,68 Millionen Euro bei Real Madrid ankommen und damit nur ein kleiner Teil der Transfersumme wieder eingespielt sein.

Türöffner für neue Märkte

Dennoch zeichnet sich durch die bisherigen Trikotverkäufe schon jetzt ab, dass sich das Geschäft mit James Rodriguez für Real lohnen wird. Immerhin hat die Saison ja noch nicht einmal angefangen und wenn der 23-Jährige auch noch sportlich in Erscheinung treten wird, werden die Trikotverkäufe ganz sicher noch einmal anziehen.

Ferner hat Real mit Rodriguez einen neuen Markenbotschafter. Insbesondere für die Regionen und Länder, in denen die bisherigen Aushängespieler wie Gareth Bale oder Christiano Ronaldo nicht in dem Maße weiterhelfen, die Marke Real Madrid noch bekannter und populärer zu machen. So dürfte ein Kolumbianer in Südamerika tendenziell besser zu vermarkten sein, als ein Waliser oder Portugiese.

Verkaufszahlen eigentlich Geheimsache

Dass die spanischen Zeitungen über die Verkaufszahlen Bescheid wissen wollen, verwundert allerdings. Normalerweise sind diese Absatzzahlen top secret. Aus verschiedenen Gründen. Zum einen wollen die Klubs ihren Star-Spielern keine Argumente liefern, noch mehr Gehalt zu fordern. Zum anderen geben aber vor allem die Ausrüster der Klubs keine Zahlen raus, um der Konkurrenz im harten Wettbewerb ja keinen Blick in einen Teil der Geschäftsentwicklung zu ermöglichen.

Somit bleibt in diesem Fall nur die Vermutung, dass die Zahlen – sofern sie überhaupt stimmen – von Real Madrid bewusst an die Öffentlichkeit weitergegeben worden sind, um sich für den Top-Transfer mit der höchsten Ablösesumme dieses Sommers zu rechtfertigen. Eine ähnliche Stratgie fuhr man auch beim Rekordtransfer von Gareth Bale, der angeblich 91 Millionen Euro gekostet haben soll. Über verschiedende Kanäle wurde hinterher bekannt, dass man diese Summe ja aufgrund des mit Bale einhergehenden höheren Imagewertes über Sponsoring und TV-Verträge wieder reinhole.

Und man zudem die Ablösesumme buchhalterisch geschickt über mehrere Jahre abschreiben könne. Genauer gesagt über die sechs Jahre der Bale-Vertragslaufzeit. Das bedeutet pro Jahr etwa 15, 15 Millionen Euro auf der Soll-Seite des spanischen Clubs. Ein auch in der Bundesliga durchaus übliches Verfahren. Wodurch Real im Übrigen auch weniger Probleme mit dem Financial Fairplay haben soll, weil dadurch die Ablösesumme nicht mit einem Schlag in die Bilanz reinhaut. Aber das ist ein anderes Thema.

(Bildquelle: Real Madrid)

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