9 Fakten zum Milliardengeschäft Fußball

Eine neue Analyse der UEFA zu den Finanzen aller europäischer Erstligisten zeigt: Das Geschäft mit dem Fußball wächst und wächst. Allein für Spielertransfers wurden erstmals über drei Milliarden Euro ausgegeben. Und die Premier League marschiert weiter vorneweg. 12 Fakten und Zahlen, die zeigen, dass es im europäischen Klubfußball um Milliarden geht.

1. Ein Pass, zwei Spieler und 185 Millionen Ablöse

Die 34. Spielminute im Halbfinale der Champions League zwischen Bayern München und Real Madrid war bezeichnend: Cristiano Ronaldo schiebt den Ball nach einem Pass von Gareth Bale zum 0:3 an Torhüter Manuel Neuer vorbei. Oliver Weber  / pixelio.deEin Spieler mit einer Ablöse von 94 Millionen Euro gegen einen, der im vergangenen Sommer für 91 Millionen Euro zu Real gewechselt war. Allein diese Szene veranschaulichte zugespitzt, in welchen Sphären sich der Fußball in Europa monetär mittlerweile bewegt. Eine neue Analyse der UEFA zu den Finanzen aller 728 Fußballerstligisten in Europa untermauert mit Zahlen, dass Fußball längst nicht mehr nur ein Millionen-Geschäft ist, sondern bereits ein Milliardengeschäft. Die aus meiner Sicht wichtigsten Fakten, Aussagen und Zahlen habe ich herausgefiltert und nach einem Bericht für Spiegel Online nun auch hier aufgedrösselt. Die anderen acht Fakten:

2. Transfers über 3 Milliarden Euro – in einer Saison

Summiert man alle Transferzahlungen, wurde im Sommer 2013 nur ganz knapp die Marke von drei Milliarden Euro nicht geknackt. Mit 2,990 Milliarden Euro gaben die Klubs aber dennoch so viel wie noch nie für neue Spieler aus. Zwar hielten sich die Vereine in der darauf folgenden Transferphase im Winter 2014 merklich zurück und gaben nur noch 417 Millionen Euro für Transfers aus. Doch mit den Milliarden aus dem Sommer reichte das für einen neuen Rekord: 3,408 Milliarden Euro hatten die 728 Erstligisten in neue Stars investiert. Seit der Saison 2009/10 ist das einen Anstieg um 23 Prozent. Zwischen Sommer 2009 und Januar 2014 betrugen die gesamten Transferkosten der europäischen Erstligisten über 10,9 Milliarden Euro. Groß abgesahnt haben dabei auch die Berater der Spieler: Deren durchschnittliche Provision betrug 12,6 Prozent.

3. Welche Liga gab am meisten für Spielertransfers aus?

Die Antwort ist wenig überraschend: Am meisten gaben die Klubs der Premier League zwischen Sommer 2009 und Januar 2014 aus: 2,860 Milliarden Euro. Die Klubs der Serie A sind auf Rang zwei mit 2,213 Milliarden Euro, die spanischen Vereine liegen auf Rang drei mit 1,665 Milliarden Euro. Allein auf das Konto dieser drei Ligen geht damit der Großteil der Transferkosten, nämlich 62 Prozent. Deutlich zurückhaltender waren die deutschen Klubs, die seit dem Sommer 2009 zusammen aber auch noch 878 Millionen Euro hinblätterten.

4. Bundesliga bei Top-Transfers abgeschlagen

Nicht mit den anderen Top-Ligen mithalten kann die Bundesliga auch was die Anzahl von hochpreisigen Transfers angeht: In den vergangenen fünf Jahren hat es 166 Transfers mit 150 Spielern gegeben, die die Grenze von 15 Millionen Euro übertrafen. 63 und damit die meisten dieser Top-Transfers bezahlten englische Klubs. Die Bundesligisten liegen in diesem Ranking nur auf Platz sechs mit 12 Transfers über 15 Millionen Euro.

Insgesamt haben von 2009 bis 2014 nur 41 Klubs aus acht Ländern derart teure Spielerkäufe getätigt – von insgesamt 728 Vereinen aus 52 Nationen. Ganz vorneweg: Wieder einmal die Premier League mit 13 Vereinen, die sich derart teuren Stars leisten konnten. In Deutschland knackten nur drei Bundesligisten die 15-Millionen-Grenze: Bayern München, Borussia Dortmund und auch zweimal der VfL Wolfsburg mit 16 Millionen Euro für Luiz Gustavo und zuletzt rund 22 Millionen Euro für Kevin de Bruyne.

5. Welche Liga liegt bei den Einnahmen auf Platz 2?

Sowieso zeigt die UEFA-Studie die finanzielle Übermacht der Premier League: Nicht nur in punkto Transferausgaben, auch bei den Einnahmen. Während die durchschnittlichen Einnahmen der 20 Klubs aus der Premier League bei sagenhaften 139 Millionen Euro liegen, haben die französischen Vereine der Ligue1 im Schnitt nur 58 Millionen Euro verbucht. Noch krasser ist der Abstand zu den Vertretern der niederländischen Eredivise, die im Schnitt sogar nur 24 Millionen Euro generierten. Die 18 Bundesligisten kamen 2012 mit einem Durchschnitt von 108 Millionen Euro auf den zweiten Rang, noch vor der Premiera Division (93 Millionen Euro) und der Serie A (86 Millionen Euro).

6. TV-Geld ist das Finanz-Dopingmittel Nummer eins

Dass die Premier League den europäischen Fußball finanziell so klar anführt, hat vor allem mit dem starken britischen Pay-TV-Markt zu tun: So wurden 2012 von den insgesamt 14,1 Milliarden Euro Einnahmen der europäischen Klubs satte 37 Prozent durch nationale TV-Gelder erzielt. Damit ist das Fernsehen die mit Abstand wichtigste Einnahmequelle. Die Einnahmen aus dem Verkauf von Eintrittskarten machen beispielsweise nur 18 Prozent aus (2,5 Milliarden Euro).

Für das Geschäftsjahr 2014 erwartet die UEFA sogar noch einen Anstieg von rund 15 Prozent, vor allem wegen des Rekord-TV-Deals der Premier League aus dem Sommer 2012: Insgesamt erzielte die englische Profiliga mit der Vergabe der nationalen Live-TV-Rechte für den Zeitraum von der Saison 2013/14 bis 2015/16 eine Erlössteigerung von rund 70 Prozent. Die neuen Einnahmen belaufen sich auf 3,018 Milliarden Britische Pfund (rund 3,677 Milliarden Euro). Zum Vergleich: Die Deutsche Fußball Liga (DFL) erlöst ab der Saison 2013/14 in einem Vierjahreszeitraum insgesamt knapp zwei Milliarden Euro über den Live-Rechtevertrag mit Bezahlsender Sky.

Die Zahlungsbereitschaft der nationalen TV-Sender wirkt sich noch auf eine zweite Kategorie aus, auf das UEFA-Preisgeld. In der Saison 2012/13 wurden insgesamt 904,6 Millionen Euro an die 32 Champions-League-Teilnehmer ausgeschüttet. Dabei handelt es sich zum Teil um Antritts- und Punktprämien (275,2 beziehungsweise 219,8 Millionen Euro). Der größte Einzelposten ist mit 409,6 Millionen Euro aber der TV-Marketingpool, aus dem die Vereine nach der Werthaltigkeit ihrer nationalen TV-Verträge erfolgsabhängig partizipieren. Die deutschen Teams FC Bayern München, FC Schalke 04 und Borussia Dortmund erhielten kumuliert 52,287 Millionen Euro, es war der niedrigste Wert unter den Top-Fünf-Ligen – auch wegen des vergleichsweise geringen Beitrags, den der deutsche TV-Markt zu den Erlösen der UEFA beisteuert. Die italienischen Teams kamen zusammen auf 81,072 Millionen Euro, Englands Mannschaften auf 72,632 Millionen Euro.

Auch bei den Erlösen für die TV-Rechte der Champions League lässt die Premier League die anderen Ligen ärmlich aussehen: BT Sport sicherte sich die Rechte für die Periode 2015/16 bis 2017/18 für umgerechnet etwa 1,07 Milliarden Euro. In der vorherigen Rechteperiode gab es die Königsklasse in England noch für 480 Millionen Euro. Eine immense Steigerungsrate, die in den anderen Märkten wohl kaum zu erreichen sein dürfte und die sich durch die Effekte auf den TV-Marketingpool für die englischen Clubs doppelt rechnen wird.

7. Wo werden die besten Gehälter gezahlt?

Auch bei den Gehältern klotzen die Briten dank ihrer prallen Kassen: Unter den 50 Klubs mit den höhsten Gehaltskosten sind 15 aus England, acht aus Deutschland und Italien, sechs aus Spanien und Russland, fünf aus Frankreich und zwei aus der Türkei. Zusammen haben diese 50 Klubs über die Hälfte der Gehaltskosten aller 728 europäischen Erstligisten aufgebracht.

An der Spitze wird die Diskrepanz noch deutlicher: Laut der UEFA hat der Klub mit den höchsten Gehaltsausgaben dreimal höhere Lohnkosten als der Verein, der auf Rang 25 gelistet ist. Um welche Vereine es sich dabei genau handelt, verrät die UEFA übrigens nicht. Laut einer Studie von ESPN soll jedoch Manchester City in der Saison 2012/13 die höchsten Löhne weltweit gezahlt haben: Die Startelf soll im Schnitt über 6 Millionen Euro Gage bezogen haben.

8. Hohe Lohnkosten = garantierter Erfolg

Dass Geld Tore schießt, kann auch anhand der Lohnkosten nachgewiesen werden. Die Klubs, die in ihren Ländern am meisten für Gehälter ausgaben, haben in 29 von 52 Fällen (56 Prozent) auch die jeweilige nationale Meisterschaft gewonnen. Und wenn es nicht zum Meistertitel gereicht hat, so zumindest zu 100 Prozent für eine Platzierung in der oberen Hälfte der Tabelle.

9. „Das macht Mut“: 15,2 Milliarden stehen 14,1 Milliarden Euro gegenüber

Warum aber schlägt die UEFA bei solch hohen Ausgaben für Gehälter und Transfers aus lauter Sorge um den europäischen Fußball nicht einen Alarm nach dem anderen? Immerhin wurden im Durchschnitt 65 Prozent der Einnahmen für Gehälter ausgegeben – im Vergleich zu den solide wirtschaftenden Bundesligisten, bei denen der Schnitt bei 51 Prozent liegt, viel zu viel. Die Verantwortlichen beruhigen sich damit, dass die Verluste im nun analysierten Geschäftsjahr 2012 rund 600 Millionen Euro geringer waren als in 2011. Den Ausgaben von insgesamt 15,2 Milliarden Euro standen im Jahr 2012 schließlich Einnahmen von 14,1 Milliarden Euro gegenüber. Das waren sieben Prozent mehr Einnahmen als im Geschäftsjahr 2011. Ein neuer Rekord.

„Derartige Zahlen machen Mut“, sagt dazu UEFA-Generalsekretär Gianni Infantino. „Jedoch gibt es noch immer viel zu tun, um die Verluste weiter zu reduzieren.“ Das ab der kommenden Saison 2014/15 in Kraft tretende Financial Fairplay soll dabei helfen. Trotzdem kann schon jetzt davon ausgegangen werden: Auch im nächsten Jahr wird es neue Rekorde bei den Finanzen der europäischen Fußballklubs geben.

Zum 6. Benchmarking-Report der UEFA geht es hier (auf Englisch).

Bildquelle: UEFA

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  1. Ronaldos Ego live beim Wachsen zusehen - 14. Oktober 2014 at 21:16

    […] schwebt als die restlichen Sportarten, ist nun keine Neuigkeit. Ich hatte darüber auch schon hier geschrieben.Es ist aber immer wieder bemerkenswert, wenn man dieses Faktum mit neuen Zahlen belegen […]

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