Schlechter Journalismus: Die Mär vom geringerem Interesse an Olympia

Gepostet am 7. Februar 2014 von T. Kuske

Diese Woche schickte die Marktforschungsfirma Repucom eine PR-Meldung raus: Die Deutschen hätten weniger Interesse an den Olympischen Winterspielen. Erst weiter hinten im Text ist die Info versteckt, dass die Umfrage im Mai 2013 stattfand und die Erkenntnis des geringeren Interesses gegenüber Vancouver 2010 keineswegs eine aktuelle Bestandsaufnahme ist wie die Überschrift es suggeriert. Für Repucom muss man sagen: Versuchen kann man es ja. Für diejenigen Medien, die das aber tatsächlich aufgegriffen haben: Schämt Euch!

So etwa Horizont, wo getitelt wird: „Repucom: Deutsche interessieren sich weniger für Olympische Winterspiele“. Und auch im Anreißer des Artikels kommt nicht die Aufklärung, dass die Umfrage bereits über ein dreiviertel Jahr alt ist: „Schlechte Nachrichten für Medien und Sponsoren? Wie das Sportmartkforschungsunternehmen Repucom in seiner Studie Sports DNA aufzeigt, ist das Interesse der Deutschen an den Olympischen Winterspielen gesunken. Gegenüber Vancouver 2010 sank der Anteil der Interessierten an den Spielen von Sotschi von 51 Prozent auf 43 Prozent.“

Davon abgesehen, dass solche Umfragen immer nur Situationsaufnahmen sind und ohnehin mit Vorsicht zu interpretieren sind, ist das, was Horizont da macht, schlichtweg eine Irreführung des Lesers. Die wenigsten Leser werden so genau hingucken, sondern bereits nach dem Anreißer zum nächsten Artikel wechseln. Ist ja schließlich alles gesagt.

Jede Wette: Die Einschaltquoten werden phänomenal

Wie es tatsächlich um das Interesse der Deutschen für die Winterspiele aussehen wird, kann man deutlich besser als mit Umfragen aus dem vergangenem Jahr anhand der Einschaltquoten ablesen. Ich sage mal voraus, dass gerade die ganze Aufregung um Terrorwarnungen, Korruption, Umweltzerstörung und die Instrumentalisierung der Spiele durch Putin dazu führen wird, dass sich ARD und ZDF freuen dürfen, weil sich wieder die halbe TV-Nation vom IOC-Zirkus berieseln lässt.

(Bildquelle: Dieter Schütz / pixelio.de)

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