Männer schreiben über Männer und kaum Kritisches
Eine Studie über die internationale Sportberichterstattung hat herausgefunden, dass hauptsächlich Männer über die Sportergebnisse von Männern schreiben. Und kritische Themen scheinen kaum von Interesse zu sein. Meiner Meinung nach wird sich das noch ändern, da Hintergrundthemen auch zum Sport ein Mittel für Verlage sein können und sollten sich von der Masse abzuheben. Zunächst ist aber der Status quo interessant.
Weltweit werden neun von zehn Artikeln über Sport von Männern verfasst, 88 Prozent der Beiträge handeln von männlichen Athleten. Das ist ein Ergebnis des International Sports Press Survey 2011 von Journalistikprofessor Thomas Horky von der MHMK und Jörg-Uwe Nieland von der Deutschen Sporthochschule Köln, der jetzt in der Internationalen Zeitschrift für Journalismus „message“ veröffentlicht wurde.
Monotonie bei Themenauswahl: Fußball, Fußball, Fußball
Mit 41 Prozent der analysierten Beiträgen ist es der Fußball, der von allen Sportarten die größte Aufmerksamkeit der internationalen Sportjournalisten erfährt – in einigen Ländern liegt der Anteil an der Sportberichterstattung sogar bei 85 Prozent (Rumänien), 81 Prozent (Portugal) oder 75 Prozent (Brasilien). In Deutschland beschäftigen sich immer noch 58 Prozent der ausgewerteten Beiträge mit Fußball. Kaum Beachtung finden Themen wie Sportpolitik (drei Prozent), Lokal- und Amateursport oder Kinder- und Jugendsport (jeweils ein Prozent). Selbst das häufig prominent diskutierte Thema Doping spielt rein quantitativ gesehen kaum eine Rolle in der Berichterstattung – lediglich in einem Prozent der Artikel ist es Thema. Dazu Horky: „Kritische Stimmen, wie sie in den Themenbereichen Sportpolitik oder Doping zu erwarten sind, werden in den untersuchten Tageszeitungen weitgehend ausgeblendet. Offensichtlich legen die Redaktionen ihren Schwerpunkt auf ein wettkampfbezogenes, wenig vielfältiges und meist unkritisches Bild vom Sport.“
Redaktionen setzen auf Aktualität und Bilder
Bei weltweit acht von zehn Beiträgen ist Aktualität der entscheidende Nachrichtenfaktor. Hauptthema der Artikel sind Resultate oder Spielberichte (31 Prozent), sportliche Leistungen (29 Prozent) und Spielvorschauen (18 Prozent). Dabei wird im Vergleich zu früheren Untersuchungen aus den Jahren 2005 und 2002 deutlich, dass die Perspektive auf Sport immer internationaler wird und die großen Stars sowie internationale Turniere den Großteil der Aufmerksamkeit der Berichterstatter binden – so besaß mehr als jeder vierte von zehn Beiträgen eine internationale Ausrichtung. „Mehr denn je besitzt Sport eine kulturübergreifende, völkerverbindende Dimension. Stars wie Schweinsteiger oder Özil stehen weltweit im Fokus der Medien“, kommentiert Horky.
Lediglich ein gutes Drittel der erfassten Artikel ist unbebildert, die überwiegende Mehrzahl der Artikel wird mit einem Bild präsentiert, knapp 8 Prozent sogar mit drei oder mehr Fotos. Dabei werden allerdings erhebliche Unterschiede je nach Art der Zeitung deutlich: Während in deutschen Boulevard-Blättern – untersucht wurden Bild und Kölner Express – jeder sechste von zehn Artikel über Sport bebildert ist, verzichten die überregionalen Tageszeitungen FAZ und Süddeutsche Zeitung in mehr als der Hälfte der Beiträge auf Fotos oder Grafiken.
(Bildquelle: Christian Evertsbusch / pixelio.de)
Noch keine Kommentare