Im Amateurfußball brennt es – Teil 2

Dass unterklassige Fußballvereine (also alles unter der 3. Liga) mit ein paar Gegebenheiten mächtig zu kämpfen haben, habe ich zum Thema hohe Sicherheitsauflagen für Vereine bereits anklingen lassen. Es gibt aber noch ein Thema, das die Gemüter in Wallung bringt und das beim Fankongress in Berlin diskutiert wurde: Die Reform der Regionalliga.

Der Fanbeauftragte der Sportfreunde Siegen, Uwe Kölsch, griff während der Podiumsdiskussion die bereits oft geäußerte Kritik an der Reform der Regionalliga auf. Groß Substanzielles dazu (außer sinngemäß: alles Mist) brauchte Kölsch gar nicht sagen, der sportliche Leiter des SSC Reutlingen, Martin Goeggelmann, schoß sichtlich und hörbar emotional sogleich hinterher: Angesichts der nun erschwerten Möglichkeiten, aus einer der fünf Regionalligen in die 3. Liga aufzusteigen, gebe es im deutschen Fußball eine „Zwei-Klassen-Gesellschaft“. Gegenseitig abgeschottete Bereiche also, mit dem Profifußball in der 1., 2. und 3. Liga sowie Regionalliga und tiefer als davon abgenabelter Amateurfußball.

Daniel Eckert vom VfB Lübeck und dem Ultra Kollektiv Lübeck nahm die Vorlage hinsichtlich der mangelhaften Durchlässigkeit auf und sagte: „Ich verstehe nicht, warum ein Meister der Regionalliga nicht direkt aufsteigt. Das macht keinen Sinn.“

Tatsächlich ist dieser Modus wohl einmalig in der deutschen Vereins- und Ligenlandschaft.

DFL und DFB wehren sich: Vereine wollten es doch so!

Die indirekt oder direkt kritisierten Verbände DFB und DFL hatten als Vertreter Helmut Sandrock (Generalsekretär DFB) und Andreas Rettig (Geschäftsführer Spielbetrieb DFL) ausgesandt, die die Möglichkeiten der offenen Podiumsdiskussionen (das Publikum wurde aufgefordert, sich zu Wort zu melden und aktiv mitzudiskutieren, was munter wahrgenommen wurde). So auch bei dieser Runde: „Die Reform war der mehrheitliche Wunsch der Vereine. Ich finde es auch nicht gut, dass der Meister nicht aufsteigt. Ich kann die Argumente verstehen“, zeigte sich Sandrock von seiner verständisvollen Seite. Rettig assistierte und schob nach: „Die DFL war für die dreigliedrige Regionalliga. Die fünfgliedrige Regionalliga war ein Wunsch der Vereine, die dadurch Reisekosten sparen wollten.“

Mehr Reisekosten oder weniger durch Reform?

Dieser verbale Konter von Rettig saß: Die Teilnehmer der Diskussionsrunde zeigten sich nun erstmals uneinig. Während Goeggelmann noch mal nachlegte, dass diese Rechnung von den geringeren Reisekosten „bekanntermaßen nur für Bayern aufgeht“ und er Stimmen aus Hessen kenne, wonach die Kosten sogar für ein paar Vereine höher als vorher ausfielen (wie das sein kann, erklärte er leider nicht), gab Kevin Michaud (Initiative „Glotze aus, Stadion an!“/ SC Victoria Hamburg/ Nordkaos) dem sonst kritisch beäugten DFL-Vertreter sogar ein Stück weit Recht: Victoria Hamburg wäre ohne die Reform nicht aufgestiegen. Die Reisekosten einer dreigliedrigen Regionalliga hätte man sich nicht leisten können.

Die Uneinigkeit hinsichtlich der Reisekosten zeigt wie die Emotionalität, mit denen einige der Diskussionsteilnehmer über die Reform der Regionalliga sprachen (wovon ich oben freilich nur einen Bruchteil abgebildet habe): Es besteht Handlungsbedarf, die Vereine der fünf Regionalligen müssen sich austauschen. Wenn offenbar einige Vereine mit der derzeitigen Struktur nicht leben können, bedarf es einer neuen Reform. Nur wie soll die aussehen?

In Zeiten des Internets sollte es ja möglich sein, dass sich die Vereine darüber austauschen. Und zu einer mehrheitsfähigen Meinung kommen, die sie dann dem DFB und der DFL vorlegen können.

(Bildquelle: Petra-Bork/ pixelio.de)

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