Hurra! Noch mehr Fußball in der Primetime!
Was macht man, wenn man seit Jahren zu hören bekommt, man müsse sparen und zeige tendenziell zu viel Fußball? Offensichtlich stellt man auf stur und kauft die Übertragungsrechte für ein Fußball-Turnier irgendwo in Afrika, dessen sportlicher Wert gegen Null geht und macht dafür Platz in seinem Programm zur besten Sendezeit. So jedenfalls scheinen die Verantwortlichen von ARD die anfangs gestellte Frage für sich beantwortet zu haben und haben sich über die Sportrechteagentur SportA die Senderechte für die FIFA Klub-WM in Marokko gesichert. Nein, dieser Text ist nicht polemisch, das gleich mal zu Anfang. Denn der sportliche Qualität der Spiele ist allein schon anhand der teilnehmenden Teams zu erahnen: Neben den Bayern treten unter anderem Atlético Mineiro aus Brasilien, was neben den Bayern das mit Abstand bekannteste Team ist, Auckland City aus Australien, Guangzhou Evergrande aus China und Raja Casablanca an. Na, wenn da nicht jeder Fußball-Fan mit der Zunge schnalzt!
Hauptsache Fußball, scheint sich hingegen die ARD gesagt zu haben und zeigt am 17. Dezember ab 20.15 Uhr das Halbfinale zwischen Bayern München und dem Sieger aus Guangzhou vs. Al Ahly Kairo. Sollten sich die Bayern für das Endspiel qualifizieren, läuft auch das Finale am 21. Dezember ab 20.15 Uhr im Ersten. Im Übrigen musste dafür die Bundesliga-Partie des FCB beim VfB Stuttgart am 17. Spieltag (20. bis 22. Dezember) auf den 28. oder 29. Januar 2014 verschoben werden.
Warum man bei all den angekündigten Sparzwängen und der immer wieder geäußerten Kritik, dass andere Sportarten zu wenig Platz bei ARD und ZDF eingeräumt wird und Fußball viel zu omnipräsent ist, nun auch noch für dieses Gekicke Millionen rausschmeißt, erklärt ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky so: „Für die ARD ist es ein schöner Erfolg, dass wir live im Ersten den FC Bayern München bei der FIFA Klub-WM begleiten können. Die FIFA Klub-WM ist der letzte Höhepunkt des Fußball-Jahres. Der FC Bayern München kann sich bei einem Titelgewinn als erster deutscher Club in einer Saison insgesamt alle fünf möglichen Titel auf nationaler und internationaler Ebene sichern.“
Ja, ganz toll, dass wir das auch noch erleben dürfen – finanziert durch unser aller Haushaltsabgabe: Denn schon 2012 gab die ARD nach eigenen Angaben von der monatlichen Gebühr in Höhe von 17,98 Euro ganze 72 Cent für Sportberichterstattung und Sportrechte faus, hinzu kommen weitere 15 Cent für den Sport in den Dritten. Insgesamt gibt die ARD demnach gut 361 Millionen Euro pro Jahr für den Sport aus.
Zum Vergleich: knapp 108 Millionen Euro wird für ARD-Aktuell ausgegeben, worunter auch die Tagesschau und Tagesschau.de subsumiert wird. Für die Auslandsberichterstattung wurden im vergangenen Jahr 67 Millionen Euro bereit gestellt. Beides Dinge also, die weit mehr den Informationsauftrag der ARD erfüllen dürften als Sport. Nein, die Übertragungsrechte für dieses Marketing-Ding der FIFA hätte nun wirklich nicht auch noch sein müssen.
(Bildquelle: Rudolpho Duba / pixelio.de)
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