Nachlese: Derby Hannover gegen Braunschweig

Es ist schon eine Weile her, das Derby zwischen Hannover 96 und Eintracht Braunschweig, doch erst jetzt kommt nach und nach das tatsächliche Ausmaß der gewalttätigen Ausschreitungen im Umfeld des Bundesligaspiels heraus – und das überrascht wenigstens zum Teil dann doch. Die Zahlen basieren auf den Angaben der Polizei, die mittlerweile ihr Schweigegelübde gebrochen hat. Daher noch mal ein Blick zurück auf das Drumherum beim offiziell als Risikospiel eingestuften 0:0.

Der Polizeieinsatz rund um das Derby war größer als bislang angenommen, vermeldet die Polizei Hannover. Im Vorfeld des Spiels hatte sich die Einsatzleitung bewusst so wenig wie möglich in die Karten gucken lassen. Nun gab sie bekannt, dass Insgesamt rund 2500 Beamte die brisante Bundesligabegegnung abgesichert haben. 1700 Einsatzkräfte kamen dabei von der Landespolizei, die übrigen 800 von der Bundespolizei.

Wegen des ersten Aufeinandertreffens der beiden Vereine in der Bundesliga seit 37 Jahren hatten sich am Spieltag je 1000 gewaltbereite Fußballrowdys aus dem Umfeld der Roten und eine gleiche Anzahl aus Braunschweig in Hannover versammelt. Die Polizei konnte ein Aufeinandertreffen der gegnerischen Parteien verhindern – jedenfalls größtenteils: In einschlägigen Fanforen wird zum Teil anderes berichtet, nämlich von munteren Vermischungen.

14 Polizisten wurden verletzt

Aufgrund der mehrheitlich trotzdem gelungenen Fantrennung gingen vor und nach dem Spiel insbesondere Gewalttäter aus dem Umfeld von Hannover 96 gezielt auf Polizisten los. Rechts- und linksradikale Krawallmacher, die sich normalerweise nicht gerade wohlgesonnen gegenübertreten, schlossen dabei sogar vorübergehend Allianzen, berichtet die Polizei Hannover. Insgesamt wurden 14 Beamte verletzt, fünf Randalierer am Spieltag festgenommen.

19 Tatverdächtige sind von den Beamten einer eigens nach dem Derby eingerichteten Ermittlungsgruppe inzwischen identifiziert worden. Ihnen werden 21 Straftaten zur Last gelegt. Die Palette reicht von Beleidigung, Widerstand und Landfriedensbruch bis hin zu gefährlicher Körperverletzung. Viele Randalierer, die im Stadion Pyrotechnik gezündet hatten, werden aber vermutlich nicht zu identifizieren sein, da sie sich vermummt hatten.

Auswertung der Videobilder läuft noch

Die Fahnder konnten sie zum großen Teil anhand der Videoaufzeichnungen identifizieren, die von verschiedenen Einheiten in der Innenstadt und rund um das Stadion und von den Kameras in der Arena selbst aufgenommen worden waren. „Mit der Auswertung der Videobilder sind wir noch lange nicht am Ende“, sagte Polizeipräsident Volker Kluwe im Interview mit der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung (HAZ).

Auch bei Hannover 96 läuft die Aufarbeitung der Geschehnisse auf vollen Touren. Den Verein treibt insbesondere die Frage um, wie die vielen bengalischen Feuer, die vor allem in der 96-Fankurve, aber auch im Gästeblock während des Spiels gezündet wurden, an den Ordnern vorbei in die Arena geschmuggelt werden konnten. Vor dem Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt diese Woche will der Verein eine erste Bilanz dieser Untersuchungen präsentieren.

Schweinköpfe und Randalierer voller Schmerzmittel

Regionale Medien wie die Neue Presse berichteten unterdessen über die Ekzesse der Randalierer. So haben Eintracht-Anhänge nach dem Eintreffen eines Sonderzuges am Bahnhof Hannover-Linden/Fischerhof Schweineköpfe und Innereien auf den Bahnsteig geschleudert. Und im Interview mit der HAZ wurde Polizeipräsident Kluwe ungewohnt konkret: Auf die Frage wie gefährlich die Lage für die Einsatzkräfte am Spieltag war, antwortete er: Es war nicht einfach. Die Gewalttäter haben Knallkörper in Richtung der Einsatzkräfte geworfen, einige trugen spezielle Handschuhe, sogenannte Quarzhandschuhe, um härter zuschlagen zu können. Ich weiß auch, dass einige von diesen Gewaltsuchenden vorher Schmerzmittel eingenommen hatten, um bei einer Auseinandersetzung länger standhalten zu können. Zudem haben sie sich mit allem bewaffnet, was sie erreichen konnten, um auf Beamte loszugehen, von Verkehrsschildern bis hin zu Baustellenabsperrungen.“

(Bildquelle: Dieter Schütz / pixelio.de)

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