Beim HSV Handball: Der Alte ist der Neue

Wenn das mal nicht eine Rolle rückwarts par exellence war – inklusive ungünstigem Licht, in dem der HSV Hamburg nun erscheint. Denn dass der frühere Präsident Andreas Rudolph (Foto) auch wieder der neue Präsident sein wird, ist zumindest ein zweischneidiges Schwert mit einer guten und einer schlechten Seite. Und dieses Urteil trifft nicht nur auf den einen Klub in Hamburg zu, sondern auf die ganze DKB Handball-Bundesliga (HBL).

Rückblick: Im April 2011 sagte Rudolph in einem Interview mit dem Fachmagazin SPONSORs: „Wir haben sportlich viel erreicht, aber in erster Linie hat sich der Club auch wirtschaftlich so entwickelt, dass er inzwischen auf eigenen Beinen steht.“ Damals sah es auch dank guter Zuschauerzahlen und entsprechenden Einnahmen gut aus, dass der Medizin-Unternehmer es geschafft hat, den HSV Hamburg als feste Größe in der Stadt Hamburg und der HBL zu etablieren. Auf mittlerweile fast 25 Millionen Euro wird die Summe geschätzt, die Rudolph seit 2005 in den Klub gebuttert hat. Was davon als Sponsoring, was als reines Mäzenatentum zu behandeln ist – schwer zu sagen, da Rudolphs Unternehmen, die Gesundheits GmbH (GHD), auch als Hauptsponsor auftrat und immer noch ist.

Im April 2011 sah es auch so aus, als könne sich Rudolph als großer Macher im Klub zurückziehen. Doch das war ein Irrtum. Die nachfolgenden Personalien waren Fehlschläge, in einer Zeit, wo der Klub eigentlich eine starke Hand benötigte, nachdem sich Rudolph im Sommer 2011 vorerst zurückzog: Der Trainer Martin Schwalb wurde für viele überraschend zum Präsidenten und Nachfolger von Rudolph ernannt, musste aber, als es mit dem neuen Trainer Per Carlén nicht klappte, alsbald wieder das Ruder auf dem Trainerposten übernehmen. Den Trainer zum Präsidenten zu machen, sah bereits wie eine Notlösung aus. Was folgte war aber auch nicht besser: Auf den verwaisten Präsidentensitz wurde Rudolphs Bruder, Matthias Rudolph gehievt. Auch das wirkte als habe man keinen anderen gefunden.

Sportlich lief es dann zwar gut (bis hin zum Gewinn der EHF Velux Champions League), doch wirtschaftlich musste der HSV durch eine schwere Zeit gehen. Sogar von Gehaltsverzicht der Spieler war die Rede. Hinzu setzte ein, was den Finanzen des HSV immer mehr zu schaffen macht: der Zuschauerzuspruch sank und sinkt noch immer stetig. Als Matthias Rudolph nach nur etwas über einem Jahr – und einem unsäglichen Kasperletheater mit dem Ein- und Absetzen des ehemaligen Fußballtorwarts Frank Rost als Geschäftsfüher – das Präsidentenamt wieder abgab, musste Andreas Rudolph wohl seinen Traum begraben, dass der HSV es auch ohne ihn schafft. Seine Worte zum Wiederantritt klingen dabei vor dem Hintergrund des oben genannten Zitats aus dem April 2011 ziemlich ernüchternd: „Ich möchte helfen, den Verein auf breitere Beine zu stellen und noch stärker in Hamburg zu etablieren.“

Einerseits ist es toll, dass der HSV Hamburg weiter von einem generösen Macher angetrieben wird. Andererseits ist es auch für die HBL kein gutes Zeichen, dass ein Klub wie der HSV auch mit all den sportlichen Erfolgen es nicht schafft, ohne Mäzen stabil in den Strukturen und finanziell erfolgreich zu sein. Dass es jeder Klub abseits der ersten und zweiten Fußballbundesliga in Deutschland schwer hat, ist zwar keine neue Erkenntnis. Wünschen würde man es sich aber dennoch anders.

(Bildquelle: HSV Handball / bearbeitet von T. Kuske)

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