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DSV-Präsident soll Bach-Nachfolger werden
Es ist so gut wie fix: Nachfolger des zum IOC-Präsidenten gewählten Thomas Bach an der Spitze des Deutschen Olympischen Sportbundes wird Alfons Hörmann, Präsident des Deutschen Ski-Verbandes (DSV). Ob dann beim DOSB vieles anders läuft, ist fraglich. Gut wäre es aber.
Die Fachverbände im DOSB haben sich bei einem Treffen gestern in Frankfurt für den Präsidenten des DSV ausgesprochen. Die Wahl findet Anfang Dezember bei der Delegierten-Versammlung des DOSB in Wiesbaden statt. Zwar „zwitscherte“ der DOSB via Twitter, es handelte sich um einen Vorschlag an die Landessportbünde und die Verbände mit besonderen Aufgaben, da die Fachverbände bei Einigkeit über die Stimmenmehrheit unter den DOSB-Mitgliedern verfügen, gilt die Inthronisierung allerdings nur noch als ein formaler Akt.
Die Wahl ein Jahr vor Ablauf des eigentlichen Regierungszyklus im deutschen Sport ist notwendig geworden, weil Thomas Bach als neuer Präsident des Internationalen Olympischen Komitees als DOSB-Chefs Mitte September zurücktrat. Bis zur Mitgliederversammlung in sechs Wochen hat Vizepräsident Hans-Peter Krämer die Vertretung Bachs übernommen.
Thiel und Weiß ziehen zurück
Mit der Einigung auf Hörmann ist der Kampf um die Führung des deutschen Sports beendet worden, bevor er richtig begonnen hatte. Zu einer Kampfabstimmung kam es nicht, obwohl Christa Thiel, Präsidentin des Deutschen Schwimm-Verbandes, bis in die Sitzung hinein mit dem Gedanken gespielt hatte, als Kandidatin aufzutreten. Auch Rolf-Ingo Weiss, Präsident des Deutschen Basketball-Bundes, stand grundsätzlich bereit.
Was ist Hörmann für ein Typ?
Die wohl beste Charakterisierung Hörmanns, jedenfalls ist mir keine bessere bekannt, hat Sponsors-Redakteur Holger Rehm im Oktober 2010 verfasst: „Außenstehende beschreiben Hörmann oftmals als cleveren Politiker, guten Rhetoriker und hervorragenden, aber auch eitlen Geschäftsmann“, schrieb Rehm damals. Und weiter: Hörmann sei ein Idealist und Macher, der sich an viele Baustellen herantraue und auch unbequeme Dinge anspreche. „Es wird jedoch auch die Meinung vertreten, dass Hörmann sich zu oft ins Tagesgeschäft einmische, die Marktgegebenheiten in der Branche nicht bis ins Detail verstanden habe, sich dadurch selbst überschätze und hier und da auch noch mit dem Kopf durch die Wand wolle – von seinem Verband aber auch allein gelassen worden sei.“
„Der DSV hat sich durch harte Arbeit aus einem Tal befördert. Nicht umsonst wird der DSV heute von Außenstehenden als „professionell und gut geführt“ beschrieben, mit „bodenständigen, zuverlässigen, lösungsorientierten Mitarbeitern“. Andererseits glauben viele, dass es dem Verband – den sportlichen Bereich ausgenommen – an externen Fachleuten fehlt, an Menschen ohne Stallgeruch, mit mehr Distanz. Ein bekanntes Verbandsproblem eben.“
Hörmann müsste Reformen beim DOSB anstoßen
Zu wünschen wäre nun allerdings, dass Hörmann neuen Wind in den DOSB bringt und die allgemeine – vielleicht durch die größtenteils ehrenamtlichen Strukturen erklärbare – Behäbigkeit austreibt. Auch wenn sich in jüngerer Vergangenheit mit Projekten wie Splink schon einiges getan hat, kann man etwa in puncto Vermarktung einiges mehr erwarten. Auch beim Thema Spitzensportförderung gibt es seit Jahren Stillstand. Dass das auch anders geht, dass man zumindest neue Ideen versuchen kann umzusetzen, hat nun ausgerechnet einer der stärksten DOSB-Kritiker Robert Harting vorgemacht mit seinem Projekt „Deutsche Sportwettenlotterie“. Der DOSB könnte die mächtigste Stimme im deutschen Sport haben – die hat er aktuell aber gefühlt bei Weitem nicht.
(Bild: Tony Hegewald / pixelio.de)
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