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Olympische Spiele 2022: München? Eher nicht.
Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) hat sich mit großer Mehrheit für eine Olympia-Bewerbung Münchens um die Winterspiele 2022 ausgesprochen. Wenig überraschend. Spannender ist die Frage, warum die Bevölkerung der Wettkampforte diesmal positiver gegenüber dem Gigantismus des IOC eingestellt sein sollte als bei der Bewerbung um die Spiele 2018. Und wie die Chancen einer deutschen Bewerbung auf einen Zuschlag sind.Kurz die aktuellen Fakten: Auf der Gremientagung des DOSB in der bayrischen Hauptstadt plädierten heute die Mitgliedsverbände ohne Gegenstimme und mit nur einer Enthaltung für eine Kandidatur. Der Deutsche Alpenverein enthielt sich der Stimme, weil er erst auf seiner Hauptversammlung am 8. November über seine Olympia-Unterstützung beraten will.
Das gegenüber der 2018-Berwerbung modifizierte Münchner Olympia-Konzept sieht statt drei nun vier Austragungsorte vor. Damit wurde auf die harsche Kritik vor zwei Jahren hinsichtlich einer großen Konzentration von Wettkämpfen in Garmisch-Partenkirchen reagiert. Im neuen Konzept sollen die Langläufer und Biathleten in Ruhpolding um Medaillen kämpfen und nicht in Garmisch-Partenkirchen.
Kosten von 3,3 Milliarden Euro
Die Olympia-Gesamtkosten werden auf 3,3 Milliarden Euro beziffert: 1,5 Milliarden Euro für die Durchführung, 1,8 Milliarden Euro für die Verbesserung der Infrastruktur wie es offiziell heißt. Die Bewerbung soll 29 Millionen Euro kosten. 12 Millionen Euro sollen laut der Stadt München bereits durch Absichtserklärungen aus der Wirtschaft gedeckt sein.
Damit sich die Stadt München überhaupt offiziell beim IOC bewerben kann, müssen allerdings zunächst am 10. November per Bürgerentscheid die Einwohner in den geplanten Austragungsorten München, Garmisch-Partenkirchen, Ruhpolding und Berchtesgaden (Königssee) jeweils für einen erneuten Bewerbungsversuch stimmen. Bis zum 14. November müssen die Kandidaten offiziell ihre Unterlagen beim Internationalen Olympischen Komitee (IOC) abgegeben haben.
Was gegen München 2022 spricht
Auch wenn eine Abschätzung von Chancen immer dem Blick in die Glaskugel gleichkommt, spricht doch vieles dagegen, dass München den Zuschlag bekommt. Und damit wieder fast 30 Millionen Euro wirkungslos verpuffen.
Zunächst scheint die Hürde des Bürgerentscheids zu hoch. Zu kurz ist die Zeit, um wirkungsvoll die Werbetrommel zu rühren. Auch wenn das Konzept hinsichtlich Nachhaltigkeit überarbeitet wurde, werden die Kritiker auch diesmal monieren: Eine Sportveranstaltung über zwei Wochen darf keine 3,3 Milliarden Euro kosten. Das sei einfach zu viel und ginge auch alles eine Nummer kleiner. Das würde auch der Umwelt zugute kommen.
Fragt sich also, warum die Bevölkerung von München und den anderen drei Orten nicht der gleichen Meinung sein sollte wie die Einwohner von Graubünden (Schweiz) und Wien, die sich vor gar nicht so langer Zeit mit einem Volksentscheid gegen eine Bewerbung um die Olympischen Spiele entschieden.
And the winner is… Kasachstan!
Aber auch wenn der Bürgerentscheid positiv ausfallen sollte, so stehen die Chancen gering, dass Deutschland den Zuschlag bekommt. Zu stark war in den vergangenen Jahren die Tendenz, dass autoritäre Staaten wie China oder Russland als Ausrichterländer für Großsportveranstaltungen wie die Olympischen Spiele 2008 oder 2016 ausgewählt wurden, weil den verantwortlichen Sportfunktionären wirklich alles zugesagt werden konnte.
Vor diesem Hintergrund käme es einem Wunder gleich, wenn eine basiskritische Demokratie wie Deutschland das Bewerberrennen gewinnen könnte. Viel eher wird es daher am Ende wohl heißen: „And the winner is… Almaty!“ Die kasachsische Stadt wurde vom Staatsoberlenker Nursultan Nasarbajew auserkoren mithilfe von Petro-Dollarn den Ruhm des Steppenlandes zu mehren. Mithalten kann da vielleicht nur noch das reiche Norwegen mit Oslo oder die nicht ganz so autoritär regierte Ukraine mit der Stadt Lemberg.
Aber Deutschland? Klar, hat eine starke Wirtschaft. Aber reicht das? Zumal sich schon verdächtig lange das Gerücht hält, dass Deutschland niemals Olympische Spiele bekommt, wenn Thomas Bach zuvor zum IOC-Oberen gewählt wurde. Ganz dem Motto: Beides geht nun wirklich nicht.
Vergeben werden die Spiele bei der 127. IOC-Session am 31. Juli 2015 in Kuala Lumpur/Malaysia. Neben den genannten Kandidaten Almaty, Oslo, Lemberg und München gehen im Übrigen noch das polnische Krakau und Östersund in Schweden ins Rennen.
(Bild: Wolfgang Dirscherl / pixelio.de)
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