Mumpitz der Woche: digitale Sammelbilder des BVB

Die Marketing-Verantwortlichen von Borussia Dortmund gehören ganz sicher zu den innovativsten und kreativsten der Fußballbundesliga. Immer wieder gehen sie neue Wege und seien es nur kleine Dinge wie der bundesweit erste Automat, aus dem BVB-Anhänger statt einer Cola oder Zigaretten Fanartikel ziehen können. Jetzt aber sind etwas über das Ziel hinausgeschossen.

Der BVB bietet online ab sofort Bilder seiner Spieler als Sammel- und Tauschobjekte an. Das Konzept, das an die Sammelalben für Klebebildchen des italienischen Verlages Panini angelegt ist, überführte der Fußballbundesligist dafür ins Digitale und ist auf PC, Smartphone und Tablet abrufbar. Die Sammelleidenschaft seiner Fans will der Club mit ausgewählten Aktionen und Gewinnen wie Autogrammen und VIP-Besuchen im Stadion belohnen.

Natürlich könnte man es nun so sehen: Das ist doch eine tolle Loyality-Maßnahme, hilft also der Fanbindung. Und da sich bereits über 4000 Fans dafür angemeldet haben, kann der Club sogar etwas Geld damit verdienen. Und überhaupt passt die Aktion doch wunderbar zum heutigen digitalen Zeitalter. Oder nicht?

Eher nicht. Denn erstens werden sich die Erlöse wohl kaum über 10 000 Euro bewegen, aber viel wichtiger: Die BVB-Oberen machen sich damit verdächtig, dass sie anscheinend niemals selbst Fans waren und als solche in ihrer Jugend oder Kindheit in der großen Pause auf dem Schulhof Klebebildchen mit Klassenkameraden getauscht haben. Dass sie nie selbst diesen ganz besonderen Geruch eingeatmet haben, der vermutlich vom Klebstoff herstammte und vielleicht der eigentlich Grund für das rauschhafte Gefühl beim Einkleben in die Sammelhefte war.

Kern des Sammelns bleibt auf der Strecke

Das haptische Erlebnis ist die eigentliche Freude des Sammlers. Egal ob Briefmarken, Münzen, irgendwelche Spielzeugfiguren oder eben Fußballsammelbilder, Und die Loyalität der Fans wird eher auch nicht gestärkt. Nur die ohnehin schon völlig BVB-Vernarrten werden diese digital pervertierte Sammel-Aktion mitmachen.

Bei den Nicht-Hardcore-Fans wird es hingegen sicher nicht dazu führen, dass sich ihre Bindung verstärkt. Im Gegenteil: Es besteht sogar die Gefahr, dass sich der ein oder andere ärgert, warum er denn nicht auch ohne diesen Sammelquatsch einen VIP-Stadionbesuch gewinnen kann und dass das Ganze als Versuch interpretiert wird, dem Hardcore-Fan noch das letzte Taschengeld abzuknöpfen.

(Bild: Erich Westendarp / pixelio.de / bearbeitet von T. Kuske)

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