Willi Lemke erleuchtet das Publikum
Willi Lemke, seines Zeichens Sonderbeauftragter der UN und Vorsitzender des Aufsichtsrats von Werder Bremen und nun auch noch potenzieller Bach-Nachfolger beim DOSB, hat beim heute gestarteten Sponsors Sports Venue Summit mehr als einmal von der Bühne aus das Publikum an seinem Wissen teilnehmen lassen. Einen derart fruchtbaren, erkenntnisreichen 1:1-Talk sieht man selten.
Eingeladen war Lemke zu dem Thema „WM 2022 in Katar: Verloren in der Wüste oder eine Oase für die Fans?“ Der viel reisende Sportfunktionär sollte von seinen Erfahrungen und Eindrücken aus Katar berichten und seine Einschätzung zu einer Fußball-WM 2022 im Wüstenstaat geben.
Wer nun denkt, dass Lemke sich bei diesem schon viel diskutierten Thema bemühen wird, damit er Neues beisteuern kann und nicht mit Altbekanntem die Zuhörer langweilt, sah sich getäuscht. Viel Sonnencreme solle man 2022 mitnehmen, wenn man dorthin fliege. Es sei dort sehr heiß.
Wer hätte das gedacht?
So ging es weiter: Seiner Tochter würde er eine Reise nach Katar nur im Winter empfehlen, im Sommer würde er zur Ostsee raten. Und weiter: Für die Kataris sei die WM ein Prestigeprojekt, um ihr Image aufzupolieren.
Peinliche Patzer
Etwas unterhaltender, aber vom Neuerkenntniswert auch bei gleich Null, war seine Anekdote, ihm habe ein Scheich im Vorfeld der WM-Vergabe zugeraunt, dass er sich von seiner Idee, einer WM in fünf arabischen Ländern im Winter auszurichten, verabschieden könne. Monate später, habe er, also Lemke, verstanden warum. Mit anderen Worten, die Scheichs haben sich die WM gekauft? Das ist ja ein Ding!
Peinlich wurde es dann, als der Ober-Bremer den „ja ganz schön kleinen Staat“ Katar flugs in den Mittleren Osten verfrachtete (richtig wäre der Nahe Osten) und dann behauptete, die Demonstrationen beim Confed-Cup diesen Frühsommer hätten nichts mit dem Fußball zu tun gehabt: „Das waren keine Proteste gegen den Fußball. Die haben nur die Bühne des Fußballs genutzt.“ Ein Sonderberater des UN-Generalsekretärs für Sport im Dienste von Frieden und Entwicklung sollte wohl wissen, dass viele Brasilianer sehr wohl gegen die Fußball-WM 2014 protestiert haben, da ihrer Meinung nach viel zu viele Millionen in Stadien gesteckt und gleichzeitig im sozialen Bereich gespart wird.
Und wenn er es wusste, hätte Lemke nicht einfach negieren dürfen, dass beim Maracanã-Stadion eine Grundschule für die Erweiterung des Fußballtempels weichen musste und sich gleichzeitig auf die Bühne stellen und sagen, er starte bei Vorträgen immer damit, dass Bildung das Wichtigste sei. „Damit fange alles an.“
Dass Bildung wichtig ist, wer hätte das gedacht?
(Bildquelle: Sponsors / Picture Alliance / bearbeitet von T. Kuske)
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